Freudenstadt · Kultur
Noten als Töne und Bewegung
Gleich zweimal führt ein Projektchor die Schubert-Messe in G-Dur auf. Chorleiterin und Initiatorin ist die Dietersweilerin Ruth Wörner.

Mitglieder des Projektchors üben, den Gesang durch Bewegungen zu unterstreichen. Privatbild
Ruth Wörner erklärt ihr ungewöhnliches Aufführungskonzept am Telefon so: Auf der einen Seite stehe der Klangraum Kirche, auf der anderen werde die Aussage des jeweiligen Messsatzes nicht nur in der Stimme, sondern auch durch Bewegung ausgedrückt. Der Projektchor setzt sich aus ehemaligen Mitgliedern des Kirchenchors Dietersweiler und Studierenden der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart zusammen. Hinzukommen Solistinnen und Instrumentalisten der Hochschule sowie der Nagolder Kirchenmusikdirektor Peter Ammer.
Wörner unterrichtet als Dozentin an der Hochschule Elementare Musikpädagogik und Rhythmik. Das spätere Arbeitsfeld der Studierenden sei breit gefächert und reiche von Musikschularbeit und Früherziehung bis zu Unterricht in Kindertagesstätten und Grundschulen. Dabei gehe es darum, Musik allen Altersstufen über Bewegung und Sprache nahezubringen. Beste Voraussetzung Franz Schuberts Messe in G-Dur einem Publikum nicht nur durch Gesang und Musik, sondern mit erklärenden Bewegungen zu präsentieren. Wörner leitete bis 2019 den Kirchenchor in Dietersweiler, wo sie auch lebt. Bereits bei dieser musikalischen Tätigkeit war es ihr ein Anliegen, die „Gottesdienstgestaltung ein bisschen beweglich und bewegend durchzuführen“. Im Mai 2019 führte sie die Schubert-Messe bereits „ähnlich“ auf.

Ruth Wörner möchte Bewegung in die Musik des Gottesdienstes bringen. Privatbild
Dann habe Corona alles durcheinandergewirbelt. In ihr entstand in dieser Zeit der Wunsch, die musikalische Messe noch einmal aufzugreifen und durchchoreografiert anzugehen. Das Ergebnis ist am Samstag, 30. September, in der Dietersweiler Kirche und am Sonntag, 1. Oktober, in der Nagolder Stadtkirche, jeweils ab 18Uhr zu hören. Der Eintritt ist an beiden Abenden frei, um eine Spende wird gebeten.
Die Mischung des Chors aus Profis und Laien sowie aus verschiedenen Altersgruppen „macht das Ganze lebendig und interessant“, berichtet die 60-Jährige. Die Laien werden durch die Musik-Studierenden mitgezogen. Wörner betont dabei, dass auch die Kirchenchorsängerinnen langjährige Gesangserfahrung haben und mit einem gewissen Niveau an die Sache rangehen. Bei einem gemeinsamen Probenwochenende habe alles schon sehr gut geklappt.
Bei der Aufführung der Schubert-Messe 2019 sei die Kirche sehr voll gewesen, berichtet Wörner. „Corona hat die Musikwelt verändert.“ Unsicherheit hat sich hineingeschlichen, ob Aufführungen wie zuvor besucht werden. Schwer abzuschätzen sei, wo vorpandemischer Zuspruch erreicht wird und wo nicht. In die Dieterweiler Kirche passen rund 200 Zuhörer und in Nagold dürften es mehr als doppelt so viele sein. Die rund einstündige Aufführung ist in einen Gottesdienst eingebunden. Die Leitung des Gottesdienstes übernimmt Pfarrer Jochen Weller.
In einer Woche fertig
Franz Schubert komponierte die Messe in G-Dur als gerade 18-Jähriger in weniger als einer Woche, vom 2. bis 7.März 1815. Das Werk ist eine Messvertonung für Soli, Chor und Orchester. „Franz Schuberts Messe in G-Dur gehört zu den beliebtesten Messordinarien: Die reizvolle liedhafte Melodik besonders im Kyrie und im Credo bildet einen zauberhaften Kontrapunkt zu konzertanteren Passagen im Gloria oder im Sanctus“, schreibt der Carus-Verlag.