Nur Manfred Krug war nicht amüsiert

Irgendwann muss es dann einen Dammbruch gegeben haben. Wo so viel steht, kann man ja nicht raus, ohne auch etwas geschrieben zu haben. Andere hatten ein Gästebuch, hier gab es Wände. Sprüche großer Stars findet man eher weniger, vielleicht sind die zurückhaltender. Und den schlagartig erhellenden, komischen oder Erinnerung stiftenden Spruch hier zu finden, ist nicht einfach. Als Konzertveranstalter Fritz Rau das erste Mal in Tübingen war, saßen sie bis nachts um drei in kleiner Runde im Backstagebereich, erinnert sich Adalbert Sedlmeier – und entzifferten ein Geschreibsel nach dem anderen. Es gab auch gerümpfte Nasen ob der beengten Verhältnisse und des – auch wenn frisch geputzt – schmuddeligen Flairs. Helen Schneider war bei ihrem ersten Konzert 2009 im Sudhaus gar nicht begeistert, ihr Manager beschwerte sich. Nach dem Konzert war das kein Thema mehr, sie war des Lobes voll und kam 2012 und 2015 wieder. Manfred Krug hingegen ließ sich nicht besänftigen und fand bis zum Schluss, dass er eine bessere Absteige verdient hätte. Schwierig war es immer bei größeren Gruppierungen, da wurden die Bands, vor allem, wenn es Vorbands gab und die Headliner ihre Ruhe wollten, in allen möglichen Ecken des Geländes untergebracht. Irgendwann wurde dann der linke der beiden Backstageräume neu gestrichen, um empfindlicheren Gemütern eine Atmosphäre frei von den ja nicht immer intelligenten Beiträgen anbieten zu können. Irgendwo im Sudhausarchiv schlummern auch von diesen Wänden noch Fotos. Die Wände des rechten Raumes aber (unser Bild) spiegeln tatsächlich 30 Jahre Veranstaltungsgeschichte wider. Ganz verschwinden sollen die sprechenden Wände nicht. Nach dem Saalanbau soll ein Teil der Künstlergarderobenwand einen Platz im neuen Sudhaus erhalten.