Das Mittwochs-Interview

„Nur ein richtiges Zugpferd fehlt“

Vor der 26. Auflage des AHG-Cups (ab 23. Juli) auf der Tennis-Anlage des TC Bildechingen spricht Turnierdirektor Thomas Bürkle mit der SÜDWEST PRESSE über mögliche Favoritinnen und erklärt, warum sich die Top-200-Spielerinnen nicht mehr so häufig beim 25 000-Dollar-Turnier melden.

18.07.2018

Von Sascha Eggebrecht

„Nur ein richtiges Zugpferd fehlt“

SÜDWEST PRESSE: Herr Bürkle, ehe wir über den AHG-Cup in Bildechingen sprechen, muss noch ein Wort über den Wimbledon-Sieg von Angelique Kerber verloren werden. Was bedeutet dieser Erfolg für Tennis-Deutschland?

Thomas Bürkle: Es ist einfach großartig. Der Sieg von Kerber im Tennis-Mekka war hochverdient. Noch höher zu bewerten ist aber die Tatsache, dass das Endspiel noch kurzfristig vom ZDF übertragen worden ist. Das hat mich sehr gefreut.

Ist es aber nicht enttäuschend, dass nur 2,3 Millionen Menschen das Spiel live beim ZDF verfolgten? Zeitgleich sahen aber fast 10 Millionen Zuschauer das Fußball-WM-Spiel um Platz 3.

Diese Zahl hat mich auch überrascht. Aber, da sieht man halt, welchen Stellenwert der Fußball bei den Zuschauern einnimmt. Trotzdem war es der richtige Weg des ZDF, dieses Spiel zu übertragen.

Woran liegt es, dass es die heutigen deutschen Spieler nicht mehr schaffen, die Nation wie es Becker, Graf und auch Stich geschafft haben, vor den Fernsehgeräten zu fesseln?

Boris Becker zum Beispiel hatte eine ganz andere Aura als die heutigen deutschen Spieler. Da wird so schnell keiner mehr hinkommen. Die Fernsehsender sollten nicht immer nur nach den Einschaltquoten gehen, es gab lange Zeit kein Wimbledon mehr im öffentlich-rechtlichen Fernseher. Die Einschaltquoten würden sicherlich weiter nach oben gehen, wenn wieder regelmäßig Tennis in den öffentlich-rechtlichen Sendern gezeigt werden würde.

Im vergangen Jahr fesselte dagegen der Auftritt von Patty Schnyder das Publikum in Bildechingen beim AHG-Cup. In der neuen Turnierzeitung erzählt die Schweizerin, dass Sie Ihren Titel gern verteidigen möchte. Gemeldet hat die ehemalige Top-Ten-Spielerin nun aber nicht. Warum?

Das kann ich Ihnen nicht sagen. Patty steht derzeit um die 160 in der WTA-Rangliste. Sie wird wohl bei einem höher dotierten Turnier aufschlagen. Durch ihre Nicht-Teilnahme fehlt uns in diesem Jahr ein richtiges Zugpferd im Turnier.

Zudem fehlt auch Anna Zaja. Sie war jahrelang Gast in Bildechingen und hat nun zuletzt mit ihrem Sieg in Aschaffenburg geglänzt. Spielt sie ein anderes Turnier?

Ja, sie spielt das 80 000-Dollar-Turnier in Prag. So wie es gerade aussieht, wird Anna wohl ins Hauptfeld kommen. Mit Carina Witthöft ist dort eine ehemalige AHG-Cup-Finalistin an Position eins gesetzt.

Auffällig ist, dass immer weniger Top-200-Spielerinnen beim AHG-Cup aufschlagen. Vor zwei Jahren waren es noch deren sechs, im vergangenen Jahr nur noch zwei, jetzt gar keine mehr. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?

Wir hatten schon immer Konkurrenzturniere mit Prag und Moskau. Das ist sicherlich der Grund dafür, dass die Top-200-Spielerinnen lieber dort melden, weil sie da mehr Geld verdienen können. Das ist völlig legitim. Dennoch haben wir erneut ein Teilnehmerfeld beisammen, das von den Ranglistenplätzen 200 bis 500 sehr ausgeglichen ist. Ich kann Ihnen nicht sagen, wer das Turnier gewinnen wird.

Mit der deutschen Jugendmeisterin Alexandra Vecic erhält ein Talent aus dem Tübinger Raum eine Wildcard für das Hauptfeld. Was erwarten Sie von der jungen Spielerin?

Sie hat einen großen Sprung gemacht. Zuletzt hat sie beim 25 000-Dollar-Turnier in Vaihingen eine Runde gewonnen. Sie ist eine interessante Spielerin, die noch sehr viel erreichen kann.

Wissen Sie auch schon, welche Spielerinnen die anderen Wildcards erhalten werden?

Im Kopf habe ich schon einige Spielerinnen, aber die Namen werden erst am Donnerstag bekanntgegeben.

In der Vergangenheit haben sich die Spielerinnen aus dem Porsche-Talent-Team früh aus dem Turnier verabschiedet. Welcher Spielerin aus diesem Kreis trauen Sie am meisten zu?

Lena Rüffer traue ich eine Halbfinalteilnahme zu. Auch Anna Gabric kann weit kommen, falls sie eine Wildcard bekommt, und Katharina Hobgarski hat in Aschenburg das Finale erreicht. Sie könnte das Turnier sogar gewinnen.

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Erstellt:
18.07.2018, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 18.07.2018, 01:00 Uhr

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