Fake News oder nur Satire? Neue Palmer-Posse geht viral

Die DPA distanziert sich: Boris Palmer und der vermeintliche Rücktritt von Merkel und Seehofer

Sonntagmorgen, 10.32 Uhr. Ein sonniger Tag in Tübingen, ein spannender Wahltag in Bayern. Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen und als grüner Querkopf auch durch seinen aktiven Social-Media-Account bundesweit bekannt, hat am Sonntag wieder für Wirbel gesorgt.

14.10.2018

Von ik/sg

Screenshot: twitter.com

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„Eilmeldung: Merkel und Seehofer stellen Ämter zur Verfügung“, schrieb Palmer am Sonntagmorgen auf seinem Social-Media-Account. Damit schaffte er es bundesweit in die Online-Schlagzeilen. Alle möglichen Facebook-Nutzer kommentierten, ärgerten sich über die Fake news, lachten über den Scherz oder nahmen ihn für bare Münze.

Eine nette Satire, wenn man sie als solche verstehen will, - wäre da nicht der Zusatz: Quelle: dpa/BP.

Die Deutsche Presseagentur, die mit „dpa“ kürzelt und als seriöse Quelle gilt, fand das jedenfalls gar nicht lustig. Daniel Rademacher, Nachrichtenchef der Agentur, kommentierte bereits eine Stunde später und bat darum, die Quellenangabe zu löschen. Reaktion? Fehlanzeige. Alle möglichen Facebook-Nutzer kommentierten. Boris Palmer machte sich rar.

Zumindest nach außen. Im Hintergrund editierte Palmer um 13.36 seinen Beitrag und fügte ein Postskriptum hinzu: „PS: Weil doch mehr Leute rätseln als man glauben sollte. BP ist Boris Palmer“.

Die DPA hatte derweil auf allen möglichen Kanälen wie auch auf ihrem Twitter-Account daraufhingewiesen, dass es sich bei der Meldung nicht um eine dpa-Meldung handelt.

Boris Palmer ließ sich offiziell erst wieder um kurz vor 16 Uhr auf seinem Account blicken und teilte mit einem satirisch-zwinkernden Emoji einen Link auf Focus-Online.

Erst um 16.09 Uhr bearbeitete Palmer seinen Ursprungsbeitrag erneut und erweiterte den Zusatz: „PS: ursprünglich stand hier: „Quelle: dpa/BP“. Eine solche Agentur gibt es nicht. BP war ein satirischer Hinweis auf Boris Palmer. Jetzt hat mich aber dpa angerufen und gebeten, dpa zu entfernen. Das tue ich hiermit und weise nochmals darauf hin, dass die Meldung Satire ist. Sämtliche handelnde Figuren sind von mir frei erfunden und Ähnlichkeiten mit real existierenden Vorgängen rein zufällig.“

Die DPA distanziert sich: Boris Palmer und der vermeintliche Rücktritt von Merkel und Seehofer

Am frühen Abend nahm dpa-Chefredakteur Sven Gösmann öffentlich Stellung: „Jeder blamiert sich eben in einer freien Gesellschaft im Rahmen des Rechts, wie er möchte. Deshalb kommentieren wir normalerweise auch verkrampfte Satire-Gehversuche von Kommunalpolitikern nicht. In diesem Fall haben wir aber klargestellt, dass dpa mit Boris Palmers Facebook-Post nichts zu tun hatte. Das ist leider in Zeiten notwendig, in denen die Glaubwürdigkeit von Medien regelmäßig angezweifelt wird. Wir haben Herrn Palmer inzwischen erreicht, er hat seinen Eintrag geändert. Wir hätten uns gewünscht, dass ein Amtsträger sich entsprechend verantwortungsvoll verhält. Möglicherweise lernt er ja aus diesem Vorgang.“

Für das TAGBLATT war Boris Palmer am Abend dann doch noch für eine Stellungnahme zu erreichen: Für ihn habe das dpa-Kürzel dazu gedient, die „Eilmeldung“ glaubwürdiger zu machen. Er habe testen und zeigen wollen, „wie reflexhaft Linke und Rechte reagieren“. Ähnliches schrieb Palmer am Abend auch auf Facebook. Und: „Satire ist nicht Fake news.“

Screenshot: twitter.com

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Erstellt:
14.10.2018, 17:57 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 14.10.2018, 17:57 Uhr

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