Nur wir drei gemeinsam

Nur wir drei gemeinsam

Der französische Komiker Kheiron erzählt mit Witz und Ironie die Geschichte seiner aus dem Iran nach Paris geflohenen Eltern.

08.04.2016

Von Verleih

Offenbar muss man aus dem Iran kommen und in Frankreich leben, um eine Migrationsgeschichte als Komödie zu verabreichen. Neun Jahre nach Marjane Satrapis fulminantem Trickfilm „Persepolis“ zeigt der Bühnen- und Fernsehkomiker Kheiron, wie es geht.

Anders als Satrapi erzählt der Kinodebütant nicht seine eigene Geschichte, sondern die seines Vaters. Anfang der 1970-er schließt sich der von Kheiron selbst gespielte Hibat Tabib einer revolutionären Zelle zum Sturz des Schahs an. Dafür muss er sieben Jahre im Gefängnis büßen, wo er wegen seiner Unbeugsamkeit regelmäßig gefoltert wird. Nachdem die Islamisten unter Khomeini das Ruder übernommen haben, wechselt der unbelehrbare Demokrat erneut in den Untergrund. Als der Druck zu groß wird, begibt er sich mit Frau und Kleinkind auf eine gefährliche Flucht über die Berge in die Türkei.

Das klingt nun überhaupt nicht lustig, doch nicht zuletzt im Wissen darum, dass alles gut ausging, kitzelt der Sohn aus den schlimmen Erlebnissen seines Vaters vor allem das Komische heraus – in durchaus ehrenwerter Tradition von Klassikern wie „Sein oder Nichtsein“ und „Der große Diktator“. Allein die Tatsache, dass Hibat sich im Knast beharrlich weigert, einen vom Schah gestifteten Kuchen zu essen, führt zu einer Kaskade an Pointen, die bis zum Abspann nachhallt. Der Despot selbst wird als operettenhafte Knallcharge vorgeführt.

In Gestalt seines Vaters setzt Kheiron aber auch unverbesserlichen Sozialutopisten ein Denkmal. Nach langer Flucht in Paris angekommen, macht sich Hibat flugs daran, benachteiligen Jugendlichen einer verrottenden Vorstadt aus ihrer Misere zu helfen – wobei ihm seine Kämpfer- und Knastvergangenheit den nötigen Respekt verschafft.

Tiefere Einblicke in politische und soziale Verhältnisse oder auch ausgefeilte Charaktere sollte man nicht erwarten. Entsprechend seiner Profession vertraut Kheiron vorwiegend aufs Kabarettistische, Comic-hafte – was auch die ein oder andere Beschönigung nach sich zieht. In diesem Rahmen schwingt sich „Nur wir drei gemeinsam“ jedoch zu einem der ersprießlichsten Wohlfühlfilme der letzten Zeit auf.

Man kann von politischem Terror und Flucht auch als Schwank erzählen – wenn man’s kann.