Sigmund Freud hätte seine Freude gehabt an dieser Anal-Fixierung in makabrem Noir.

O cheiro do ralo

Sigmund Freud hätte seine Freude gehabt an dieser Anal-Fixierung in makabrem Noir.

23.11.2015

Von Dorothee Hermann

O cheiro do ralo

Lourenço ist ein Hinternfetischist. Täglich verzehrt er miese Hamburger, nur um die Bedienung dabei zu beobachten, wie sie sich für seinen Softdrink tief zum Kühlschrank hinabbeugt. Es ist die einzige Regung von Interesse an anderen, die der Inhaber eines riesigen Trödellagers überhaupt aufbringt.

Der kruschtelige Beruf steht im Gegensatz zu den Seh-Erwartungen, den die Settings und die Lektüre des Mannes wecken. Vielleicht will er sich mit Ellroy und Chandler ja nur als besonders hard-boiled vor der Bedienung inszenieren. Seinen grauen Pickup umgibt die Aura des Tatfahrzeugs eines Perversen. Dabei besteht sein Tick vor allem darin, sich am Gestank seines Abflussrohrs zu weiden.

Ungerührt hört sich Lourenço die Geschichten der Leute an, die ihm notgedrungen liebgewordene Gegenstände anbieten, mit denen sich ganze (Lebens-)Geschichten verbinden. Wie es seiner speziellen Obsession entspricht, hortet der Trödler die Dinge. Um das künstliche Auge aus seinem Sammelsurium spinnt er seinerseits eine Geschichte, die seinen Vater betreffen soll. Es ist eines der komischen Highlights des Films, als ihm ein weiterer Kunde diese private Fiktion, die gar nicht sein kann, auch noch bestätigt.

Aber die Menschen sind nicht so wehrlos wie die Dinge. Irgendwann sieht sich Lourenço einer rasanten Umkehrung ausgesetzt, als liefe der Film seiner privaten Fiktionen rückwärts gegen ihn. Der Wettbewerbsbeitrag aus Brasilien heißt auf Deutsch „Der Duft der Kloake?.

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Erstellt:
23.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 42sec
zuletzt aktualisiert: 23.11.2015, 12:00 Uhr

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