Talheim · Politik

OB Rosenberger wurde lauter und blieb deutlich

Im Sportheim der SF Obertalheim rückte das Stadtoberhaupt die Fakten zurecht und machte Oswin Schmider und Bernd Klink ein Angebot.

19.09.2020

Von Willy Bernhardt

Oberbürgermeister Peter Rosenberger zeigte sich in Talheim gut vorbereitet und in Redelaune.

Oberbürgermeister Peter Rosenberger zeigte sich in Talheim gut vorbereitet und in Redelaune.

Dass die Diskussion um das KV-Terminal im Industriegebiet „Heiligenfeld“ und die damit in Zusammenhang gebrachte mögliche steigende Verkehrsbelastung in Altheim inzwischen zu einem gesamtstädtischen Politikum geworden ist, machte ein Blick in die Runde deutlich, die sich am Donnerstagabend in Talheim versammelt hatte. Neben Oberbürgermeister Peter Rosenberger waren etwa Talheims Ortsvorsteher und Stadtrat Anton Ade, dessen Mitbürger sowie Stadt- und Ortschaftsrat Hermann Walz, deren Gemeinderat Gerhard Fassnacht aus Altheim sowie Landtagskandidat Winfried Asprion ins Weschental gekommen.

Dann waren da noch die knapp 40 Bürger aus Altheim und Talheim, die sich detailliert über das informieren wollten, was die Gemüter vorerst hauptsächlich im Steinachtal bewegt. OB Peter Rosenberger, mit dem E-Bike von Bildechingen gekommen, zeigte sich bestens präpariert und das sollte sich im Verlauf der zwei intensiven Stunden auch für ihn auszahlen. Er operierte mit puren Fakten und stellte sich deutlich gegen die brodelnde Gerüchteküche, die vornehmlich auf Halbwahrheiten und Mutmaßungen basiere. Im Verlauf der Versammlung wurde das Stadtoberhaupt denn auch immer mal lauter und blieb in seinen Aussagen konsequent deutlich.

Auswirkungen des Terminals

Eingeladen hatten zu dieser Info-Veranstaltung die Talheimer Bernd Klink und Niklas Ohngemach. Wie schon bei der Vorgängerveranstaltung eine Woche zuvor im Altheimer „Ochsen“ waren, von dort auch Oswin Schmider und Gerhard Nafz vorgestern Abend neben einigen weiteren Mitstreitern im SFO-Sportheim dabei. Didaktisch gut aufgearbeitet hatte Bernd Klink seinen Vortrag und in eine an die Wand projizierte Präsentation umgesetzt. Es ging um das KV-Terminal und Verkehrsbelastung in Horb-Altheim, eine beabsichtigte „Erweiterung“ im Industriegebiet „Heiligenfeld“, Befürchtungen, was wird auf die Bürger der beiden Orte zukommen sowie um einen Ausblick und Fragen, Anregungen und eine Diskussion.

Dabei erinnerte Bernd Klink daran, eventuelle Einwände gegenüber den geschilderten Themen bis 7. Oktober beim Regierungspräsidium Karlsruhe einzureichen, um die Frist für Einwände nicht zu versäumen.

Informationsmangel beklagt

Dann ergriff Oswin Schmider das Wort und monierte die seiner Meinung nach nicht angemessene Informationspolitik der Stadt Horb insbesondere im Hinblick auf potenziell steigenden Schwerlastverkehr (SLV) durch Altheim, wenn das KV-Terminal erst einmal gebaut sei. Er befürchte wie viele andere Altheimer neben dem steigenden Verkehr insgesamt dadurch auch mehr Lärm und Gestank sowie eine steigende Gefährdung von Fußgängern im Ort.

Schmider forderte nachdrücklich genaue und aktuelle Messungen, da die letzten aus dem Jahr 2017 resultierten. Als erstes „Etappenziel“ der von ihm initiierten Kampagne definierte er „eine Bürgerinformation für alle Betroffenen“, und als „Endziel“ erhofft er sich „konkrete Maßnahmen gegenüber dem zunehmenden SLV“. Er bedauert, von Altheims Ortsvorsteherin Sylvia Becht so gut wie keine verlässlichen Informationen zur aktuellen Verkehrssituation zu erhalten. Ähnlich äußerte sich sein Mitstreiter Gerhard Nafz, der ebenfalls über „nur dürftige Informationen“ klagte. Seine Schlussfolgerung: „Dann müssen wir Altheim komplett für den SLV sperren.“

Anschließend widmete sich Bernd Klink in seiner Präsentation dem Schwerpunktthema „Flächenverbrauch“ im Industriegebiet „Heiligenfeld“ und wollte vom Stadtoberhaupt wissen, wie es sich denn konkret um die 50 Hektar Fläche nördlich der Bahnlinie verhalte. Sie werde den Gerüchten nach gleichfalls für eine Erweiterung des Industriegebiets gehandelt. Dies bot genügend Stoff für die diffizile und notwendige Diskussion, die folgte.

Rosenberger zeigte sich von Beginn an kämpferisch. Er habe sich eine Woche zuvor schon im Altheimer „Ochsen“ zu dieser Thematik geäußert und bedauerte, dass nichts davon Eingang in Schmiders und Nafz’ Ausführungen gefunden habe. Den Vorwurf mangelnder Information durch die Stadt wies er nachdrücklich zurück, indem er einen prall gefüllten Ordner zeigte, der die Presseberichte über das KVT aus den letzten 18 Monaten enthielt. Fachbereichsleiter Peter Klein habe den Altheimer Ortschaftsrat eine Woche vor der viel zitierten Gemeinderatssitzung vom 28. Juli nichtöffentlich über den aktuellen Stand in Kenntnis gesetzt. Dies war der Punkt, an dem Oswin Schmider zur Kritik an Ortsvorsteherin Sylvia Becht anhob. Fast gebetsmühlenartig wiederholte der OB, was er eine Woche zuvor in Altheim gesagt hatte.

OB spricht von „Lüge“

Natürlich gebe es noch weitere Verkehrszählungen und -messungen. Die künftige B28-Trasse werde selbstverständlich intelligent die neue Situation mit KV-Terminal berücksichtigen. Gar als „Lüge“ bezeichnete Horbs Oberbürgermeister Gerüchte, wobei es im „Heiligenfeld“ tatsächlich um 100Hektar Fläche gehe, die hier zur Disposition stünden. Er redete sich gar in Rage: „Nichts ist wahr daran, rein gar nichts. Und ich argumentiere hier und heute mit klipp und klaren Fakten.“

Der OB erinnerte daran, dass sie selbst sich aus verschiedensten Gründen vor Jahren gegen eine Umfahrung über eine Trasse von Haiterbach in Richtung der künftigen Horber Hochbrücke ausgesprochen hatten. An die Adresse von Oswin Schmider und Bernd Klink gewandt versprach Peter Rosenberger, „Sie tatkräftig zu unterstützen, wenn Sie sich auf eine gemeinsame Trasse verständigt haben“. Dabei könnte ihm, Rosenberger, zugute kommen, dass er als gewähltes CDU-Kreistagsmitglied im Regionalverband Nordschwarzwald vertreten ist, in dem über Verkehrs- und Gewerbeinfrastrukturen in der Region debattiert wird.

Fläche als Faustpfand

Die genannten 50 Hektar Fläche nördlich der Bahnlinie am Heiligenfeld betrachtet OB Rosenberger als ein Faustpfand in den Verhandlungen mit dem Land. Als Beispiel nannte er die Nachbarstadt Nagold mit ihrer Positionierung gegenüber dem geplanten Absprunggelände bei Haiterbach, „wofür Nagold 15 Millionen Euro vom Land bekommen hat“. Auch das KV-Terminal in Horb bediene ganz klar auf Seiten des Landes gewünschte Entwicklungen. Mit Blick auf das „Feldhamster- und Fledermaus-“Argument, das Oswin Schmider vorige Woche im „Ochsen“ angeführt hatte, bedauerte es Rosenberger, „dass es das Schutzgut Mensch dabei eben leider nicht gibt“. Die Talheimer rief er leidenschaftlich auf, sich die Chance einer Flurbereinigung nicht entgehen zu lassen. „Das lohnt sich“, beschwor er.

ULH-Stadtrat Hermann Walz wandte sich nach Veranstaltung an die SÜDWEST PRESSE und widersprach Oswin Schmiders Vorwürfen, die für beide Stadtteile wichtige Umgehungsstraße sei letztlich an Talheim gescheitert. Vielmehr hätten „Altheimer Bürger aus persönlichen Interessen heraus die vorgeschlagene Trasse der Umgehungsstraße vom Haiterbacher Industriegebiet in Richtung künftiger Horber Hochbrücke torpediert – und nicht wir Talheimer“.

Gut besetzt war das Talheimer Sportheim bei der Infoveranstaltung zum im Heiligenfeld geplanten Containerterminal. Bilder: Willy Bernhardt

Gut besetzt war das Talheimer Sportheim bei der Infoveranstaltung zum im Heiligenfeld geplanten Containerterminal. Bilder: Willy Bernhardt

Zum Artikel

Erstellt:
19.09.2020, 01:05 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 03sec
zuletzt aktualisiert: 19.09.2020, 01:05 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!