Rottenburgs OB: „Ein sehr gesättigter Markt“

OB Stephan Neher über den Kopp-Rückzug und die städtische Unterstützung für den TVR

Die Stadt Rottenburg ist nach dem Rückzug des Kopp-Verlags als Hauptsponsor der Bundesliga-Volleyballer des TV Rottenburg auch finanziell gefordert. Oberbürgermeister Stephan Neher nimmt im Interview Stellung.

10.03.2017

Von Tobias Zug

Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher. Archivbild: Ulmer

Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher. Archivbild: Ulmer

TAGBLATT: Herr Neher, ab und zu besuchen Sie die Bundesliga-Heimspiele des TV Rottenburg. Aus Pflichtbewusstsein oder als Fan?

Stephan Neher: Auch als Fan natürlich. Da wird man ja Fan, wenn man die Begeisterung in der Halle erlebt. Wobei ich selbst kein Volleyball-Experte bin. Mit der Stadt haben wir mal beim Stadtpokal mitgespielt. Und früher, zu meiner Jugendzeit, war ich mal beim Bundesliga-Volleyball in Saulgau. Da herrschte auch eine städtische Begeisterung für Volleyball.

Beim TV Rottenburg sind Sie als Stadtoberhaupt zurzeit vor allem als finanzieller Helfer gefragt, nachdem der Kopp-Verlag sich als Großsponsor zurückziehen wird.

Die Volleyballer wollen wir auch unterstützen und haben dem TVR ein tragfähiges Angebot gemacht. Klar können wir nicht komplett die Lücke füllen; aber zusammen mit Stadtwerke und Stadt werden wir die Volleyballer mit einem fünfstelligen Betrag unterstützen.

Wie sieht dieses „tragfähige
Angebot“ konkret aus?

Wir machen ein Sponsoring mit den Stadtwerken, deren Engagement wir erhöhen werden. Wie vor Kurzem werden wir wieder einen Spieltag veranstalten, an dem die Volleyballer bei der Hallenmiete entlastet werden. Das ist mehr oder weniger eine indirekte Unterstützung – aber wenn die Volleyball-GmbH das Geld nicht für die Hallenmiete ausgeben muss, dann steht ja ein bisschen was für andere Dinge zur Verfügung. Da wollen wir jetzt mit dem Gemeinderat schauen, dass wir einen Teil der Hallenkosten reduzieren.

Das heißt, der Gemeinderat muss das noch verabschieden?

Ja, aber wir haben das mit den Fraktionssprechern soweit schon besprochen.

Wobei eine Stadt vorsichtig sein muss, einen Verein nicht bevorzugt oder überproportional zu unterstützen.

Wir unterstützen alle Vereine, die Jugendarbeit leisten. Wir unterstützen auch Vereine mit sonstigen Aktionen, insbesondere mit dem Bürgergeld. Beim TVR ist natürlich auch die Besonderheit, dass er ein Verein ist, der unsere Stadt und unseren Namen in verschiedene Regionen der ganzen Republik trägt und ein Aushängeschild ist.

Spüren Sie das selbst, dass Rottenburg durch die Bundesliga-Volleyballer bekannter geworden ist?

Das ist schwierig, irgendwie in Zahlen zu messen. Aber immerhin schaffen wir es so jede Woche in die Sportrubriken in unterschiedlichen Medien wie Fernsehen oder Zeitungen. Und das ist ja auch eine Werbung – die wäre nicht zu bezahlen, wenn man das müsste.

Der Kopp-Verlag steht oft in der Kritik, weil er auch Bücher aus dem extrem rechten Spektrum vertreibt. Wenige aber dafür laute Stimmen kritisierten deshalb die Zusammenarbeit des TVR mit dem Verlag, der damit auch seinen Ausstieg begründet. Wie stehen Sie dazu?

Wir haben ja mehrmals unsere Haltung betont: Das ist ein Unternehmer, den wir auch wertschätzen in der Stadt, der seine Gewerbesteuer bezahlt, der ein Unternehmen betreibt, dessen Produkte nach heutiger Rechtslage alle zulässig sind. Da sind meiner Meinung nach auch Bücher dabei, die braucht man oder braucht man nicht – ich persönlich brauche die nicht. Aber es gibt viele Bereiche in unserer Gesellschaft, wo ich mich auch frage: Braucht’s das oder braucht’s das nicht? Aber es ist nicht unsere kommunale Aufgabe zu sagen, das geht oder geht nicht.

Bedauern Sie den Rückzug des Verlags aus dem TVR-Sponsoring?

Es ist schade, dass er sein Engagement zurückzieht. Aber so wie es im Gemeinderat auch der eine oder andere Fraktionssprecher sagte, erleichtert es auch den TVR, der damit keine Rechtfertigung abgeben muss, warum er das Geld annimmt.

Der TV Rottenburg tut sich generell schwer, größere Sponsoren zu finden. Woran liegt das Ihrer Ansicht nach?

Einmal ist es so, dass in unserer Region viele erfolgreich Sport betreiben. Das ist mit Handball in Metzingen, Balingen oder Basketball in Tübingen ein sehr gesättigter Markt, wo manche Unternehmen sich nur für eine Sportart entscheiden. Und leider ist es so, dass wir bisher kein Unternehmen gefunden haben, das sagt: Volleyball ist aber meine Leidenschaft, und deshalb unterstütze ich das im ganz großen Umfang. Rottenburg – zumindest die Kernstadt – hat jetzt halt auch kein Unternehmen in der Größe, das sagt, ich muss unbedingt auf das Trikot drauf, weil ich die Nummer eins bin am Platz.

Die Firma Somfy
vielleicht?

Ja, da ist man auch öfter dran gewesen. Aber Somfy ist im Fußball schon groß im Sponsoring.

Sie sind im steten Austausch mit den TVR-Verantwortlichen. Ihre Meinung: Wird der TVR die Lizenzierungsvorgaben für eine weitere Bundesliga-Saison erfüllen?

Man wird es diese Saison sicher hinbekommen. Unser Wunsch – aber auch der des TVR – ist es natürlich, dass man nicht immer nur Jahr für Jahr die Finanzierungsfrage stellt, sondern längerfristig eine Perspektive hat. Denn umso besser kann ich eine Mannschaft aufstellen, den Spielern eine Perspektive bieten.

Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher. Archivbild: Ulmer

Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher. Archivbild: Ulmer

Sieg ist Pflicht, um Playoff-Chancen zu wahren

Im zweiten Pre-Playoff-Spiel muss der TV Rottenburg am Samstag (19.30 Uhr) gegen die Netzhoppers KW-Bestensee gewinnen, um nicht in die Playdowns zu müssen und ein Entscheidungsspiel in Bestensee für die Playoff-Qualifikation zu erzwingen. Die erste Partie verlor der TVR in Bestensee am Mittwoch. Beim Rückspiel in der Tübinger Paul Horn-Halle rechnen die Rottenburger traditionell zwar mit etwas weniger Zuschauer als noch in der Hauptrunde, dennoch erhoffen sie sich eine gute Stimmung für diese wichtige Partie. „ Ich glaube an unsere Mannschaft und daran, dass uns die Fans unterstützen werden!“, sagt TVR-Manager Philipp Vollmer. In der Zehn-Minuten-Pause werden die „Dancing Devils“ vom TSV Stein auftreten.

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Erstellt:
10.03.2017, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 41sec
zuletzt aktualisiert: 10.03.2017, 01:00 Uhr

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