Noch so ein Bauchpinsel aus Frankreich. Wird Zeit für das Alternativangebot der Französischen Filmtage.

Odette Toulemonde

Noch so ein Bauchpinsel aus Frankreich. Wird Zeit für das Alternativangebot der Französischen Filmtage.

24.11.2015

Von che

Odette Toulemonde

Glaubt man den Werbetrommlern, kommt hier die neue Amélie: Odette, ältliches Ladenmädchen in der Kosmetikabteilung, ist eine geistig schlichte, jedoch von Herzen gute Frohnatur. Manchmal hebt sie unvermittelt zu singen an oder entschwebt mitten in der Fußgängerzone gen Himmel (Poesie!). Vor allem aber ist Odette der größte Fan des Schundautors Balthasar Balsan, in dessen Leben es freilich nicht halb so rund läuft wie in seinen Kitschromanen: die Gattin geht fremd, und das ausgerechnet mit dem Kritikerpapst, der seine Bücher regelmäßig in Grund und Boden stampft.

Von ihrem Fanbrief zu Tränen gerührt, sucht Balthasar Trost an Odettes Haustür, teilt fortan Tisch (aber nicht das Bett) mit ihr und ist dank der Fürsorge im bodenständigen Kleinstbürger-Haushalt rasch wieder mental bei Kräften. Bleibt die Frage: Kriegt auchOdette den gerechten Lohn für ihre aufopfernde Güte?

Da der Autor der Geschichte Eric-Emmanuel Schmitt („Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran?) heißt, muss man sich um das Wohlergehen der Wohltäterin jedoch nicht ernsthaft sorgen.

Das Süßliche dieser Handlung versucht Regie-Debütant Schmitt, der sich in der Figur des Balthasar etwas linkisch selbst porträtiert, zwar mit Ironie und einem Drift ins Märchenhafte zu dämpfen, doch fehlt ihm komplett das filmkünstlerische Rüstzeug, um auch nur entfernt ans ersehnte Vorbild Amélie heranzureichen. Da reißen auch die sonst so gern gesehenen Top-Schauspieler Catherine Frot („Zwei ungleiche Schwestern?) und Albert Dupontel nichts mehr heraus.

Zum Artikel

Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 44sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.