Einmal Fußballfan sein – dafür legen Frauen sogar den Tschador ab und gehen als Männer.

Offside

Einmal Fußballfan sein – dafür legen Frauen sogar den Tschador ab und gehen als Männer.

24.11.2015

Von Dorothee Hermann

Offside

Das Leben brummt anderswo. Hinter die Absperrungen beim WM-Qualifikationsspiel Iran ? Bahrain schafft es in „Offside? nur der Sound. Dort sitzen die, die nach Ansicht der regierenden Ayatollahs nicht ins Fußballstadion gehören: ein paar junge Frauen, von beinahe gleichaltrigen Soldaten bewacht, bis sie der Sittenpolizei überstellt werden. Dabei dürfte es hinter der in den iranischen Nationalfarben gehaltenen Stadionwand um einiges subversiver zugehen als auf dem Spielfeld.

Denn Frauen wie sie dürfte es in einem islamischen Staat eigentlich nicht geben. Als Männer verkleidet hatten sie versucht, sich ins Stadion einzuschmuggeln. Das Mädchen mit der verkehrt herum aufgesetzten schwarzen Baseballmütze fliegt schon im Bus auf: So still sitzt ein echter (männlicher) Fan niemals. Eine Zeit lang kommentiert einer der Bewacher das Spiel durch ein Gitter. Leider bringt das den Frauen nicht viel, denn offensichtlich wissen sie, auch ohne etwas zu sehen, mehr über das Geschehen. Bald entspinnen sich unfreiwillig absurde Gespräche mit den Bewachern. „Und wenn sich jetzt ein Mann als Frau verkleiden würde??, überlegt langsam der höchste anwesende Dienstgrad.

So kann man den Film auch als Gender-Komödie, als Cross-Dressing am unwahrscheinlichen Ort auffassen ? im Herzen der iranischen Hauptstadt Teheran. Spätestens das Ende lässt ahnen, wie bunt es brodelt unter dem Regime. Das kommt ziemlich authentisch rüber: Regisseur Jafar Panahi („Der Kreis?) filmte seine Laiendarsteller halbdokumentarisch mit digitaler Handkamera.