Schulen

Ohne Schnörkel geht‘s besser

Trainieren mit den Profis hieß es für knapp 20 Neuntklässler der Realschule Horb am Montagmorgen: Zwei Bundesliga-Profis des TV Rottenburg übten mit den Schülern in der Hohenberghalle die Volleyball-Grundlagen.

14.11.2017

Von Fabian Schäfer

Sportstunde der anderen Art: Für die Neuntklässler der Horber Realschule, die sich im ersten Halbjahr für den Schwerpunkt Volleyball entschieden haben, engagierte Sportlehrerin Damaris Scheerer drei Experten: (von links) Jugendtrainer Jonas König, Idner Martins und Federico Cipollone.Bilder: Kuballl

Sportstunde der anderen Art: Für die Neuntklässler der Horber Realschule, die sich im ersten Halbjahr für den Schwerpunkt Volleyball entschieden haben, engagierte Sportlehrerin Damaris Scheerer drei Experten: (von links) Jugendtrainer Jonas König, Idner Martins und Federico Cipollone.Bilder: Kuballl

Na komm schon, ist doch kein Medizinball“, schallt der Ruf durch die Hohenberghalle. „Ihr steht noch ein bisschen viel rum!“ Federico Cipollone, Profi-Volleyballer beim Bundesligisten TV Rottenburg (TVR), macht die Übung noch einmal vor: Zuerst den Ball nach oben pritschen, dann einen Kopfball und wieder pritschen. Der 23-jährige Cipollone führt eine der drei Grundspielarten im Volleyball, das Zuspiel, vor.

„Ich war schon vergangenes Jahr an einer Schule, aber das waren mehr Kinder und auch jüngere. Es ist immer schön zu sehen, wie Jugendliche den Sport entdecken.“ Er hofft, dass die Schüler einiges mitnehmen können. „Wer weiß, vielleicht sieht man dann den einen oder anderen mal bei einem Jugendturnier, einer Meisterschaft oder sogar bei uns“, sagt Cipollone.

Von Brasilien nach Deutschland

Aus der anderen Ecke der Halle erklingt ein schallendes Lachen. Idner Martins, gebürtiger Brasilianer mit portugiesischem Pass, schaut grinsend auf einen Schüler mit Besiktas Istanbul-Trikot. „Really?“, fragt er – „Wirklich?“. Martins, 1,94 Meter groß, hat das Wappen des türkischen Fußballvereins sofort erkannt.

Kein Wunder: Der 38-jährige Neuzugang des TV Rottenburg hat bereits eine Zeitlang in der Türkei gespielt. Ebenso wie in seiner Heimat Brasilien, in Portugal, Österreich, Italien, Griechenland, Polen, Russland, dem arabischen Emirat Katar und in Indonesien.

Und jetzt spielt Martins in der deutschen Bundesliga. Heute soll er den Schülern die Annahme beziehungsweise das „Baggern“ beibringen. „Ich habe schon oft mit Jugendlichen und Kindern trainiert, es macht Spaß, nach dem Nachwuchs zu schauen“, erklärt der zweifache Vater im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE.

Bilingualer Unterricht

Dass der Profi nur Englisch spricht, ist für die Schüler kein Problem. „Das ist cool, dann ist der Unterricht hier gleich bilingual“, sagt Damaris Scheerer lachend. Die Lehrerin, die privat selbst Volleyball spielt, hat die drei „Aushilfslehrer“ für die 90-minütige Sportstunde engagiert.

Für knapp 20 Schüler der Horber Realschule bot sich am gestrigen Montag die Gelegenheit, die Volleyball-Grundlagen von den zwei Profis und von Jugendtrainer Jonas König zu lernen. Die Neuntklässler können pro Halbjahr eine Neigungs-Sportart wählen, darunter auch Volleyball.

„Ich bin an den TVR herangetreten und habe einfach mal angefragt. Und es hat geklappt“, erzählt Scheerer, während sie einen heranfliegenden Ball locker mit der Hand abprallen lässt und ihn dann wieder präzise zu ihrem Schüler zurückwirft. „Jetzt besuchen die Spieler uns, und am 24. Januar besuchen wir dann den TVR bei einem Heimspiel.“

Die Volleyballer sind nicht die ersten Profis, die die Realschule vorübergehend unterstützen. „Wir hatten schon Regionalliga-Basketballer und anderen Experten hier“, berichtet Scheerer. „Es wäre toll, wenn das jede Woche so wäre“, sagt die Lehrerin lachend. „Die Schüler machen ganz anders mit.“ Wenige ihrer Schüler würden bislang in einem Volleyballverein spielen, erzählt sie. Am Montagmorgen ist nur eine davon dabei.

So hart wie möglich draufhauen

„Ich hoffe, das ändert sich vielleicht jetzt noch“, sagt Scheerer. Es sei schade, dass viele Schüler Volleyball gar nicht richtig auf dem Schirm hätten und teilweise auch gar nicht wüssten, dass man einen Bundesliga-Verein in der Nähe habe. Den Neigungskurs Volleyball gebe es in diesem Jahr nun wieder, nachdem er zuletzt wegen zu geringen Interesses nicht angeboten werden konnte. „Natürlich achten wir Lehrer trotzdem darauf, dass jede Sportart zum Zuge kommt“, sagt Scheerer.

Nach einigen Aufwärmübungen werden die Schüler in die drei Gruppen verteilt, eine für jede Grundspielart. Den Angriffsschlag zeigt Jonas König, Jugendtrainer beim TV Rottenburg. „Ihr müsst schauen, dass ihr den Ball so hart wie möglich auf den Boden bekommt“, erklärt König. Er wirft den Ball hoch, holt weit mit dem Arm aus und donnert die blau-gelbe Kugel über das Netz. „Haltet die Arme nicht wie ein T-Rex“, rät er den Schülern noch.

Dann sind die Jugendlichen an der Reihe – zunächst ohne, dann mit Ball. Eine Schülerin macht es schon fast zu schön. „Der Schnörkel bei der Bewegung bringt eigentlich nichts“, erklärt König, der bereits zum fünften Mal mit Schülern trainiert. „Man entdeckt immer wieder mal Talente. Gute Leute, die es dann auch teilweise zu uns schaffen“, sagt der Coach.

Autogramme als Andenken

Nach der 90-minütigen Sportstunde der etwas anderen Art durften sich die Schüler dann noch Autogramme der Profis sichern – als Andenken und vielleicht Antrieb, selbst professionell am Netz stehen zu wollen.