Tübingen

Ohne Weitsicht

Nach Rottenburg erklärt sich auch Tübingen bereit, aus Seenot gerettete Flüchtlinge aufzunehmen. Das hat der Gemeinderat beschlossen („Sicherer Hafen Tübingen“, 4. Mai).

23.05.2019

Von Uwe Brauner, Tübingen

Laut Francesco Magnano, dem Direktor des Aufnahmezentrums für Asylsuchende im sizilianischen Mineo, haben die aus Seenot rettenden NGOs erheblich dazu beigetragen, dass geschätzte 15 000 Menschen im Mittelmeer umkamen. Gemeinden, die sich nun zu „sicheren Häfen“ erklären, bekräftigen das Angebot der NGOs, das Schleusernachfrage schafft, mit der Folge, dass mehr Menschen ertrinken. Derartiges Gutsein verantwortet ein erneutes Anschwellen der Totenzahlen, die infolge der Schließung europäischer Mittelmeerhäfen von 5143 (2016) auf 2241 (2018) zurückgegangen sind. Und eine Barmherzigkeit ohne Weitsicht, die nur vom Grauen in libyschen Flüchtlingslagern erlösen möchte, wird auch noch mitschuldig an deren Überquellen.

Die 211 Bundestagsabgeordneten, der Vatikan, die Kirchen und deutsche Städte, die in ihrem „Osterappell“ einen zivilen europäischen Seenotrettungsdienst im Mittelmeer fordern, sollten die Bundesregierung besser mit den Problemen und Chancen Afrikas, die sie verschläft, wachrütteln. China investiert dort rund 100-mal so viel wie die BRD. Auch sollte Berlin Hunderttausenden von Syrern bei uns nach geschaffenem Frieden eine Rückkehrperspektive eröffnen. (...)

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Erstellt:
23.05.2019, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 23.05.2019, 01:00 Uhr

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