Tom Cruise als Hitler-Attentäter Claus von Stauffenberg, der am 20. Juli 1944 mit einem Attentat auf Adolf Hitler scheiterte.

Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat

Tom Cruise als Hitler-Attentäter Claus von Stauffenberg, der am 20. Juli 1944 mit einem Attentat auf Adolf Hitler scheiterte.

23.11.2015

Von che

Wer war Claus von Stauffenberg? Der tollkühne Vollstrecker des „glanzvollsten Moments im düstersten Kapitel unserer Geschichte? (Florian Henckel von Donnersmarck)? Oder ein Salonnazi, der mit seinem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 und dem darauf folgenden Staatsstreich lediglich Schadensbegrenzung angesichts der sich abzeichnenden Kriegsniederlage betreiben wollte? Fünf Jahre früher beim Polenfeldzug sah er die Sache noch so: „Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk, welches sich nur unter der Knute wohl fühlt?.

Mit solchen Feinheiten hält sich der Film von Bryan Singer nicht auf. Für ihn ist Stauffenberg von der ersten Einstellung an ein untadeliger Moral-Superman, dem die Nazifeindschaft offenbar in die Wiege gelegt ward. Von einem auch nur halbwegs der Überlieferung stand haltenden Persönlichkeitsbild ? keine Spur. Über die Motive und Ziele der Verschwörer, die größtenteils stramme Antidemokraten waren, wird allenfalls vage geraunt.

Und als habe es die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht? nie gegeben, drängt der Film dem weniger informierten Publikum den Eindruck auf, die nazideutschen Spitzensoldaten seien im Großen und Ganzen anständige Kerle gewesen. Diese Geschichtseintrübung ist allemal befremdlicher als die Hauptrolle für den Scientologen Tom Cruise, der sich mit vorwiegend pathosfreiem Spiel ganz achtbar aus der Affäre zieht.

Ferner mag sich Regisseur Singer („X-Men?, „Die üblichen Verdächtigen?) damit herausreden, dass er keine Geschichtslektion sondern ein Hollywood-Movie abzuliefern hatte. Und so lange er sich auf die unmittelbare Vorbereitung, Durchführung und Niederschlagung des Staatsstreichs konzentriert, gelingt ihm tatsächlich ein ordentlicher, phasenweise packender Politthriller.

Die rein technischen Fakten sind akkurat recherchiert und mit einer frischen Brise Fiktion à la James Bond sowie zumindest filmisch stimmigen Charakter-Miniaturen der Mitverschwörer zu einem unterhaltsamen Suspense-Stückchen verschmolzen. Die relexhaft eingeforderte „Pflicht für alle Schulklassen? (Florian Henckel von Donnersmarck) möge man ihm bitteschön aber ersparen.

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Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat