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Papier sammeln ist lukrativ – und soll es auch für Vereine sein

Altpapier sammeln ist ein gutes Geschäftsmodell: Der Händler bekommt das Material umsonst und verkauft es für zur Zeit 104 Euro pro Tonne weiter.

16.11.2016

Von Sabine Lohr

Zwar muss er davon die Sammelfahrzeuge, das Personal und auch die blauen Tonnen zahlen, aber es bleibt offenbar genug übrig, um einen Gewinn zu erzielen. Seit vier Jahren steigt der Altpapierpreis, was immer mehr Papiersammler auf den Plan ruft. Im Kreis Tübingen ist es die Grosselfinger Firma Bogenschütz, die seit acht Jahren aus gelesenen Tagblättern und anderen Zeitungen, aus Zeitschriften und Pappschachteln bares Geld macht.

Das ist nicht verwerflich und in anderen Landkreisen schon viel länger üblich. Doch im Kreis Tübingen profitieren bisher auch andere vom Altpapierverkauf: die Vereine. Sie sammeln die gebündelten Papierstapel ein und liefern sie bei der Firma Renz ab. Dafür bekommen sie 49 Euro pro Tonne, und zwar egal, wie hoch oder niedrig der Altpapierpreis ist.

Seit Bogenschütz seine blauen Tonne anbietet, haben die Bündel aber abgenommen. Dazu kommt, dass die Leute offenbar weniger Zeitung lesen, dafür aber mehr bestellen – der Anteil der Pappe ist gestiegen. Am schlimmsten aber ist, dass der Landkreis seine Vereinbarung mit den Vereinen längst gekündigt hat. Die sammeln zwar trotzdem weiter, aber ein abgesichertes Sammelsystem hat der Landkreis nicht mehr. Das könnte auch der Grund sein, weshalb das Verwaltungsgericht die gewerbliche Sammlung nicht verbieten will.

Nun fürchtet der Kreistag, ein gewerbetreibender Papiersammler wie Bogenschütz könnte von einem Tag auf den anderen abspringen, wenn Altpapier nicht mehr genug Geld einbringt, und will deshalb die Sache selber in die Hand nehmen.

Das heißt aber nicht, dass der Kreis mit eigenem Personal und mit eigenen Fahrzeugen Altpapier sammelt. Vielmehr muss er diese Arbeit ausschreiben. Und dann das günstigste Angebot annehmen. Da fragt sich schon, wo der Unterschied ist? In den Müllgebühren, die angeblich sinken könnten?

Es kann auch ganz anders kommen: Die Müllgebühren könnten steigen, weil die Vergabe an einen Unternehmer den Landkreis wesentlich teurer kommen kann als die bisherige Bündelsammlung. Vielleicht wäre es eine Lösung, wenn sich die Vereine selber auf diese Ausschreibung bewerben. Sie können dieses Geschäft vermutlich billiger machen als ein Unternehmer, immerhin fallen keine Personalkosten an. Oder sie machen einen Deal mit dem Betrieb, der den Zuschlag bekommt. Für die Vereine, die beim bisherigen Plan des Kreistags leer ausgehen, könnte sich das lohnen.

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Erstellt:
16.11.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 09sec
zuletzt aktualisiert: 16.11.2016, 01:00 Uhr

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