18 Jahre im Kloster Weggental

Pater Franz Sales über seine Kindheit und den bevorstehenden Abschied von Rottenburg

Besucher des Klosters im Weggental kennen ihn als Pater Franz. In seiner Kindheit spielte er gerne auf der Straße. Der Zweite Weltkrieg prägte ihn. Und obwohl es in seinem Heimatdorf seiner Meinung nach „die besten Schuhe“ gab, wurde er Franziskanermönch.

20.09.2016

Von Nico Schäffauer

Pater Franz Sales Bild: Schäffauer

Pater Franz Sales Bild: Schäffauer

Rottenburg. Seine Augen sind müde. Aber sein Geist ist wach. Sobald der 77-Jährige zu erzählen beginnt, strahlen auch seine Augen und man merkt: Er hat viel erlebt.

Pater Franz Sales, mit bürgerlichem Namen Klemens Kremer, kam am 3. Januar 1939 in Macken, einem Dorf bei Koblenz mit damals 400 Einwohnern, zur Welt. Er war das drittjüngste Kind der Familie. Sein Ordensname Franz Sales stammt von Franz von Sales. Der war im 17. Jahrhundert Fürstbischof in Genf.

Acht Monate nach seiner Geburt begann der Zweite Weltkrieg. Der habe ihn sehr geprägt, sagt Pater Franz Sales: „Wir wohnten in der Einflugschneise der Bomber, die von England kamen. Beim Rückflug haben sie immer ihre restlichen Bomben abgeworfen.“

Wenn er später Flugzeuge hörte, hätten ihn diese Erinnerungen verfolgt, und er habe einige Zeit gebraucht, um sie zu überwinden. Der Krieg habe ihn etwas gelehrt: „Wir leben nun mehr als 70 Jahre ohne Krieg. Es ist wichtig, dass alle auf der Welt versuchen, miteinander zu reden“, sagt der Franziskaner.

Deshalb sind die Vereinten Nationen in seinen Augen eine gute Sache: „Viele fragen sich, ob die Vereinten Nation überhaupt sinnvoll sind. Aber es wäre auf dieser Welt viel schlimmer, wenn es diese Organisation nicht geben würde.“ Die Verständigung untereinander sei sehr wichtig.

So wie viele Kinder gerne Feuerwehrmann oder Pilot werden wollen, hatte auch Pater Franz Sales einen Traumberuf: Schuster. „In unserem Dorf war ein Schuster, der die besten Schuhe machte. Im Winter war es in seiner Werkstatt immer warm. Der Geruch nach Leder war herrlich“, schwärmt er und beginnt zu lächeln.

Schnell habe er aber bemerkt, dass er kein Handwerk erlernen, sondern doch lieber ins Kloster gehen wollte. „Der Pfarrer und der Lehrer sagten damals, es wäre schade, wenn ich nicht studieren würde“, sagt er lachend. In Hadamar bei Limburg machte er 1958 Abitur und studierte anschließend Theologie und Philosophie in Sigmaringen und Wiesbaden.

Am 1. August 1965 wurde er in Fulda zum Priester geweiht. Aufgeregt war er an diesem Tag nicht: „Aufgeregt war ich in der Zeit davor. Ich machte mir natürlich Gedanken. Aber schließlich merkte ich, dass in diesem Amt auch Verantwortung liegt. Mit der Zeit merkte ich, dass es die richtige Entscheidung war.“

Zunächst war er zwölf Jahre Pfarrer in Rastatt, dann neun Jahre in Freiburg. Von 1992 bis 1998 war er schon einmal im Kloster Weggental. Damals als Pfarrer für Weiler. 2007 kehrte er wieder nach Rottenburg zurück: „Normalerweise habe ich mir vorgenommen, an die Orte, wo ich schon war, nicht mehr zurückzugehen. Bei Rottenburg habe ich das jedoch nie bereut.“

Umso mehr bedauert er es, dass er nun am 9. Oktober gehen muss: „Die vielen Begegnungen in Rottenburg und das Vertrauen der Bürger, das bis heute anhält, werden mir fehlen“, sagt der Pater. In der Gemeinde gebe es „bis zu 70 ehrenamtliche Helfer, ohne die vieles gar nicht möglich wäre.“

Pater Franz wird ins Franziskanerinnen-Kloster in Sießen bei Bad Saulgau wechseln. Dort wird er die Stelle des Schwesternseelsorgers übernehmen. Ein Vorteil: „Anders als hier bin ich in Sießen nicht mehr für die Verwaltung zuständig. Hier im Weggental habe ich keine Sekretärin. Und für einen 77-Jährigen kann das ganz schön anstrengend sein.“

Da die Auflösung des Kloster viel Arbeit bedeutet, musste Pater Franz Sales in diesem Jahr ausnahmsweise auf seinen Urlaub verzichten. „Seit 1982 gehe ich mit meinem leiblichen Bruder und drei weiteren Glaubensbrüdern jedes Jahr 14 Tage in die Berge zum Wandern.“ Sie waren schon in Südtirol und im Wallis. Doch ganz so hoch ging’s in letzter Zeit nicht mehr. Denn: „Mit dem Alter werden auch die Berge immer höher“, lacht er.