Paula

Paula

Biografischer Spielfilm über die expressionistische Malerin Paula Modersohn-Becker, gespielt von Carla Juri.

12.12.2016

Von Dorothee Hermann

Es war eine kostümlastige Zeit, als die expressionistische Mal-Pionierin Paula Modersohn-Becker (Carla Juri) begann, die Bildvorstellungen ihrer Zeitgenossen aufzubrechen. Im Biopic von Regisseur Christian Schwochow („Novemberkind“) tragen die Figuren die voluminösen Wallekleider mit so viel ironischem Schwung, dass man den Darstellern das Vergnügen an der Rolle anmerkt. Die Kostümierung stört aber beim Küssen, wenn statt der sehnenden Gesichter erst einmal Hutkrempe gegen Hutkrempe stößt.

Das gehört zum humorvollen Unterton, mit dem der Film vom kurzen Leben der Ausnahme-Malerin erzählt. Der Fokus liegt dabei auf Leben, die Künstlerin bleibt Fußnote und Ornament.

Fremd in der Mummerei ist nur die Figur des jungen Rilke (Joel Basman), beim ersten Auftritt verkleidet als russischer Kosak, und dabei scheuer und souveräner als die versammelten Worpsweder Künstler-Egos. Deren Platzhirsch Fritz Mackensen, der Paulas neuartigen Malstil besonders abschätzig zu kritisieren pflegt, offenbart bald eine Affinität zu preußischen Pickelhauben.

Anders als in englischen Filmen lastet die Rigidität der jeweiligen gesellschaftlichen Rollenvorgaben schwer auf den Figuren. Als Paula schließlich doch nach Paris aufbricht, zieht sie allein durch die menschenleere Weite der Moorlandschaft. Die Staffelei ragt wie ein Kreuz über ihr und ihrem sonstigen Gepäck auf.

Die Autoren Stefan Kolditz und Stephan Suschke begannen noch zu DDR-Zeiten mit dem Drehbuch. Ihre große Detailkenntnis hebt den Film über das bloße Kostümdrama hinaus.

Opulentes Biopic mit sattem Worpsweder Lokalkolorit, leider mit etwas holzschnittartigen Geschlechterrollen.