Peinlich bescheiden

Dorothee Hermanns Liebeserklärung an das Arabische Filmfestival vom 14. Oktober dient als Anlass für die Frage nach der städtischen Unterstützung des Filmfestes.

27.10.2016

Von Michael Gerner

Dieser Artikel war überfällig. Tatsächlich haben die Macher des Arabischen Filmfestivals einen faszinierenden Blick in unsere unmittelbaren Nachbarschaft geboten, die uns mit den Flüchtlingen so nah und doch so fern ist, gerade im verständnislosen Entsetzen über die barbarischen Verbrechen in Syrien, Jemen und im Irak.

Die Liebeserklärung haben die Macher des Festivals sicherlich mit Wohlgefallen zur Kenntnis genommen; aber kam sie auch bei der Stadt an? Denn im Vergleich zu anderen hochgemästeten Filmfestivals, wie zum Beispiel die Französischen Filmtage mit einem Gesamtbudget an öffentlichen Geldern von 360 000 Euro, fällt die Unterstützung der Stadt für das Arabische Filmfestival geradezu peinlich bescheiden aus. Wäre es nicht an der Zeit, endlich eine auf klaren Kriterien gestützte, extern-professionelle Evaluierung der verschiedenen Filmfestivals vorzunehmen? Wer leistet was, für wie viel Geld? Wo sind Freiwillige im Einsatz und wo verdienen sich VereinsfunktionärInnen und sogar eine Gemeinderätin zu ihren kargen Beamtengehältern ein Zubrot?

Wie ist es eigentlich zu rechtfertigen, dass den Französischen Filmtagen nebst Anhang ganzjährig eine Büro bereitgestellt wird und anderen Filmfestivals nicht? Wenn sich höchst erfolgreiche Filmfestivals außerhalb des Filmtagevereins entwickelt haben, warum gibt es keine offene Debatte über institutionelle Förderstrukturen mit Chancengleichheit für alle – zum Beispiel mit einer Förder-GmbH und einem neutralen Aufsichtsgremium?

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Erstellt:
27.10.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 27.10.2016, 01:00 Uhr

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