Personal Shopper

Personal Shopper

Kristen Stewart spielt eine junge Frau, die auf ein Zeichen ihres verstorbenen Bruders aus dem Jenseits wartet.

19.01.2016

Von Dorothee Hermann

Personal Shopper

Die junge Amerikanerin Maureen („Twilight“-Star Kristen Stewart) hat den schnellen Rollenwechsel zum Beruf gemacht. Als „Personal Shopper“ der überdrehten Promi-Designerin Kyra (Nora von Waldstätten) beschafft sie im Auftrag Edelklamotten, Schuhe und Schmuck in Paris und London und legt die exquisiten Stücke probeweise auch gerne selbst an.

Geschmeidig, aber phantomgleich driftet Maureen durch perfekt gestylte, transparente Räume, frei von Schmutz, Unordnung und anderen Spuren physischer Existenz. Sie hasst den Job und identifiziert sich mit einer wiederentdeckten Malerin, deren Bilder sie auf ihrem Smartphone ebenso nah zu sich heranholt wie Material zu Geistern und Séancen.

Sie versteht sich als Medium, empfänglich für Botschaften aus dem Jenseits. Ein prachtvolles altes Haus auf dem Land soll sie darauf überprüfen, ob eine „Präsenz“ dort zurückgeblieben ist. Gleichzeitig wartet sie verzweifelt auf ein Zeichen ihres vor kurzem verstorbenen Bruders.

In ihrer Verlorenheit verfolgt Maureen beinahe obsessiv die SMS eines unbekannten Absenders. Gleichzeitig ist sie alarmiert, wie nahe der Fremde ihr zu kommen scheint.

„Personal Shopper“ erreicht zwar nicht die elegische Intensität des Vorgängerfilms „Die Wolken von Sils Maria“, führt aber vor, wie sich für Maureen die physische Realität aufzulösen scheint in flutende, makellose Bildräume, in denen das Smartphone der einzige emotionale Bezugspunkt bleibt, und in die ein realer Gewaltakt als völlig unerwarteter Horror hereinbricht.

Eingeblendete Pariser Straßenszenen nehmen sich aus wie aus einer nostalgisch erinnerten Vergangenheit. Ähnlich haptisch wirkt nur die Atelierwohnung der Künstlerin Lara (Sigrid Bouaziz), Freundin des verstorbenen Bruders. Maureen hingegen scheint dazu verdammt, Medium zu bleiben: eine anmutige Erscheinung, die geborgte Identitäten ausprobiert, und die keinen Ort für ihre Trauer hat. Mit von der Partie - wie in „Die Wolken von Sils Maria“ - ist Lars Eidinger in einer Nebenrolle.

Sensibler junger Frau bleibt nur ihr Smartphone gegen Zumutungen ihrer Auftraggeberin und anderer Geister.

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Erstellt:
19.01.2016, 15:11 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 19.01.2016, 15:11 Uhr

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Claudifranz 26.01.201714:45 Uhr

die vielen positiven Kritiken sind für mich nicht nachvollziehbar. Die dargestellte immatrielle Welt, die Maureen als "Medium" wahrnimmt, ist für mich nicht plausibel, wirkt konstruiert und hat mich deshalb gelangweilt, genauso fand ich den Tod ihrer Chefin und die Rolle, die in diesem Zusammenhang Lars Eidinger spielt, überhaupt nicht nachvollziehbar. Spannung kam nicht auf. In jeder Einstellung war Kristen Stewart zu sehen, ihre ganze Erscheinung wurde magisch angezogen von der Kamera, in allen möglichen Posen, so dass der Verdacht nahe liegt, hier werden Männerphantasien bedient.