Streaming

Pilze und andere Serienmörder

Sky, Amazon, Apple, Netflix und Co. haben für 2023 hochkarätige Serien und Filme angekündigt. Auch das ZDF mischt mit der internationalen Produktion „Der Schwarm“ mit.

14.01.2023

Von Jana Zahner

Streamingserie nach einem weltweit erfolgreichen Videospiel: Pedro Pascal (r.) und Bella Ramsey (l.) spielen in „The Last of Us“ ein ungleiches Gespann, das sich durch eine von einem tödlichen Pilz verseuchte USA kämpft. Foto: HBO

Streamingserie nach einem weltweit erfolgreichen Videospiel: Pedro Pascal (r.) und Bella Ramsey (l.) spielen in „The Last of Us“ ein ungleiches Gespann, das sich durch eine von einem tödlichen Pilz verseuchte USA kämpft. Foto: HBO

Wer soll sich das alles anschauen? Diese Frage drängt sich einem durchaus auf, versucht man, sich einen Überblick über die Masse an Serien und Filmen zu verschaffen, die in Deutschland in den Mediatheken der TV-Sender und bei Streamingdiensten verfügbar sind. Der Markt scheint mehr als übersättigt zu sein – und doch hat sich im Dezember mit Paramount Plus ein weiterer Konkurrent zu Größen wie Netflix, Amazon Prime, Wow (Sky), Disney und Apple hinzugesellt. Eine freudige Nachricht für die Fans von Spock, Kirk und Co: „Star Trek: Strange New Worlds“ feierte gemeinsam mit Paramount Plus Deutschlandpremiere. Interessant für Krimi-Fans: Gerade ist bei Paramount Plus auch „Die Chemie des Todes“ nach dem Roman von Simon Beckett gestartet.

Während man in der Branche schon vom Ende des Goldenen Streaming-Zeitalters munkelt, wird fleißig weiter gedreht. Und mit Mammutprojekten aufgetrumpft – wenn auch 2023 nicht so große Neustarts wie zuletzt „House of the Dragon“ (HBO) und „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ (Amazon) angekündigt sind.

Viel Hype gibt es jedoch bereits um die Verfilmung eines der erfolgreichsten Videospiele aller Zeiten: „The Last of Us“. Zugegeben, Videospiel-Adaptionen sind nicht unbedingt ein Ruhmesblatt der Filmgeschichte. Liegt doch bei den Vorlagen der Fokus meist auf dem Gameplay – weniger auf differenzierter Charakterentwicklung und einer schlüssigen, emotional packenden Story. Das Survival-Horror-Spiel „The Last of Us“ jedoch hat in dieser Hinsicht Maßstäbe für sein Medium gesetzt.

Erzählt wird die Geschichte des Schmugglers Joel, der sich mit der 14-jährigen Ellie auf eine Odyssee durch die von einer Seuche zerstörten USA begibt. Das Mädchen scheint immun gegen die Pilzinfektion zu sein – ist sie der Schlüssel zur Heilung? In der Serie werden die Protagonisten verkörpert von Pedro Pascal und Jungstar Bella Ramsey, beide spielten in der HBO-Rekordserie „Game of Thrones“ beliebte Nebenfiguren. Offensichtlich eine bewusste Entscheidung des Senders, um Fans bei der Stange zu halten. „The Last of Us“ startet in Deutschland in der Nacht zum 16. Januar bei Wow.

Dort ist gerade auch „Interview with the Vampire“, die modernisierte Neuauflage des Fantasy-Klassikers nach dem Roman von Anne Rice, gestartet. Statt Tom Cruise und Brad Pitt verkörpern nun Jacob Anderson (Schon wieder ein „Game of Thrones“-Star) und Sam Reid das Vampir-Duo Louis de Pointe du Lac und Lestat de Lioncourt.

Klaas Heufer-Umlauf, Leonie Benesch und Oliver Masucci spielen in der ZDF-Koproduktion „Der Schwarm“ mit (von links). Foto: ZDF

Klaas Heufer-Umlauf, Leonie Benesch und Oliver Masucci spielen in der ZDF-Koproduktion „Der Schwarm“ mit (von links). Foto: ZDF

Krieg der Quallen und Haie

Die öffentlich-rechtlichen Sender haben längst auf die Konkurrenz durch die Streamingdienste reagiert, jetzt präsentiert das ZDF ein Mammutprojekt mit internationalen Koproduzenten: die Serie „Der Schwarm“.

Frank Schätzings Weltbestseller von 2004 galt lange als unverfilmbar. Angereichert mit einer Fülle an naturwissenschaftlichen Fakten entfaltet der Autor auf mehr als 900 Seiten ein globales Katastrophenszenario, ausgelöst von einer im Meer lebenden Schwarmintelligenz. Ein Team von Wissenschaftlern sucht nach Antworten in der Tiefsee – und nach einem Weg, mit der unbekannten Spezies zu kommunizieren, die Menschen mit Walen, Haien, Quallen und Tsunamis attackiert. Die Miniserie erzählt den komplexen Thriller in acht Folgen.

Laut dem Sender wurden sogar noch Handlungsstränge von Showrunner Frank Doelger (einmal mehr: „Game of Thrones“) und Schätzing selbst ergänzt und aktualisiert. Regie führten Barbara Eder, Philipp Stölzl und Luke Watson, zu den wissenschaftlichen Beratern der Produktion zählt die Polar- und Tiefseeforscherin Antje Boetius vom Alfred-Wegener-Institut. Branchenmedien gehen von einem Budget von mehr als 40 Millionen Euro aus – das macht den „Schwarm“ zur wohl teuersten deutschen Serie aller Zeiten.

Die Schätzing-Adaption eröffnet am 19. Februar das Serien-Programm der Berlinale, am 6. März startet die Serie im ZDF-Fernsehen. Wann die Folgen in der Mediathek verfügbar sind, will der Sender noch im Januar bekannt geben. Mit im Cast: Oliver Masucci („Dark“), Leonie Benesch („Babylon Berlin“) und Moderator Klaas Heufer-Umlauf.

Lily Gladstone und Leonardo DiCaprio in Martin Scorseses Film „Killers of the Flower Moon“, demnächst bei Apple. Foto: Apple TV+

Lily Gladstone und Leonardo DiCaprio in Martin Scorseses Film „Killers of the Flower Moon“, demnächst bei Apple. Foto: Apple TV+

Stars in Hauptrollen

Zugegeben, ein paar mehr bekannte Gesichter hätte man sich für die Bestseller-Verfilmung schon gewünscht. Dafür erscheinen 2023 einige weitere interessante Streaming-Produktionen mit internationalen Schauspielern in den Hauptrollen. Schon auf Netflix verfügbar ist der Spielfilm „Der denkwürdige Fall des Mr Poe“ mit Christian Bale („The Dark Knight“) und Charlotte Gainsbourg („Nymphomaniac“). Der Thriller dreht sich um einen Ermittler im Ruhestand, der 1830 einen Mordfall an einer Militärakademie lösen soll. Zu seinem Helfer wird kein Geringerer als der junge Schriftsteller Edgar Allan Poe (Harry Melling), der später mit seiner Schauerliteratur bekannt werden soll.

Eine große Serien-Hauptrolle bekommt Christoph Waltz („James Bond 007: Spectre“). Ab dem 24. Februar ist der deutsch-österreichische Oscargewinner in der Amazon-Prime-Produktion „The Consultant“ zu sehen. Darin spielt der 66-Jährige den Berater einer Spielefirma mit psychopathischen Charakterzügen – eine Paraderolle für den Schauspieler, der international als diabolischer SS-Standartenführer im Film „Inglourious Basterds“ bekannt wurde.

Mit Spannung erwartet wird Martin Scorseses Film „Killers of the Flower Moon“, produziert für Apple. Basierend auf David Granns Buch spielt der Film 1920 in Oklahoma und dreht sich um Morde an Stammesmitgliedern der mit Öl reich gewordenen Osage Nation. Mit dabei: Leonardo DiCaprio und Robert De Niro.

Es gibt 2023 also wieder viel zu sehen auf den Plattformen – einiges davon könnte sich auch lohnen.

Fernsehkonsum nimmt ab

2022 haben die Deutschen weniger ferngesehen. Die tägliche Fernsehnutzung sank im vergangenen Jahr von 213 auf 195 Minuten, wie die AGF Videoforschung mitteilte. Bei der jüngeren Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen ging die Nutzung noch stärker zurück, um 20 Minuten auf 101 Minuten pro Tag.

Im Vergleich zum Fernsehen ist die Nutzung von Streaming-Angeboten im vergangenen Jahr erneut gestiegen. „Aber nicht in einem Maße, das die Rückgänge im TV kompensiert“, teilte die AGF Videoforschung mit. Bei den großen Plattformen wie Netflix und Amazon lag die Sehdauer auf smarten TV-Geräten im Dezember 2022 bei den Erwachsenen bei 22 Minuten, bei den 14- bis 49-Jährigen waren es 32 Minuten pro Tag.

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Erstellt:
14.01.2023, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 00sec
zuletzt aktualisiert: 14.01.2023, 06:00 Uhr

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