Heidengraben ist Kulturdenkmal von europäischem Rang

Planung und Konzeption für einen sechs Kilometer langen Erlebnispfad sind fast abgeschlossen

Als die Macher der Ausstellung „Das Geheimnis der Keltenfürstin“ im vergangenen Jahr erstmals die 2600 Jahre alten Grabfunde in Hülben bei Bad Urach präsentierten, hatten sie sich einen Impuls für die beiden geplanten Projekte „Kelten-Erlebnispfad“ und „Heidengraben-Zentrum“ erhofft.

17.04.2017

Von Thomas De Marco

Planung und Konzeption für einen sechs Kilometer langen Erlebnispfad sind fast abgeschlossen

Denn die Region beherbergt einen archäologischen Schatz, den bisher die wenigsten kannten: Der so genannte Heidengraben ist ein Kulturdenkmal von europäischem Rang – dort stand die größte befestigte Siedlung der keltischen Zeit.

Das Kalkül, dieses herausragende Erbe der Keltenzeit auf den Gemarkungen der Alb-Dörfer Grabenstetten, Hülben und Erkenbrechtsweiler ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen, ist aufgegangen: Die Resonanz war mit 13 500 Besucherinnen und Besuchern enorm. „Wir sind auf großen Widerhall in der Bevölkerung gestoßen, die Leute hier auf der Alb sind stolz auf den Heidengraben“, sagt Gerd Stegmaier. Er hat an der Uni Tübingen einen Lehrauftrag für Ur- und Frühgeschichte und besetzt außerdem eine 50-Prozent-Stelle als Wissenschaftlicher Referent der Region am Heidengraben bei der Gemeinde Hülben.

Seit Mai vergangenen Jahres hat sich einiges getan auf dem Weg zum geplanten „Erlebnisfeld Heidengraben“: Planung und Konzeption für einen sechs Kilometer langen Erlebnispfad sind fast abgeschlossen. Gut 90000 Euro kostet diese Startphase, rund die Hälfte der Kosten steuert das Biosphärenzentrum bei. Die Umsetzung des Erlebnispfads dürfte dann an die 600000 Euro kosten. An acht bis zehn Stationen soll auf Tablets oder Smartphones die Welt der Kelten digital aufbereitet und erlebbar gemacht werden. Demnächst stellen die Verantwortlichen den Antrag auf EU-Gelder durch das Leader-Programm. Die Hälfte der Kosten sollen durch diese Zuschüsse finanziert werden.

Kernstück des Erlebnisfelds wird bis 2020 das „Heidengraben-Zentrum“, in dem mit einer 360-Grad-Projektion die Zeit der Kelten wieder lebendig werden soll. Insgesamt dürfte das Erlebnisfeld rund 4,5 Millionen Euro kosten. Derzeit wird ausgearbeitet, was dort genau gezeigt wird.

Von der zweiten Schau mit der Keltenfürstin erhofft sich Stegmaier für das Projekt einen ähnlichen Impuls wie vergangenes Jahr. In Fachkreisen genießt der Heidengraben jedenfalls schon höchste Aufmerksamkeit: So kommen die Top-Archäologen des Landes zur Tagung „100000 Jahre Menschheitsgeschichte auf der Schwäbischen Alb“ nach Hülben. Allen voran Prof. Nicholas Conard von der Uni Tübingen, der bekanntlich eine wissenschaftliche Sensation nach der anderen aus dem Schutt der Albhöhlen gezogen hat.

Auch hier soll die Bevölkerung mitgenommen werden: Das Symposium ist öffentlich. Und während die Grabbeigaben der Keltenfürstin in den Containern bei der Rietenlauhalle in Hülben zu sehen sind, können Besucherinnen und Besucher zusätzlich auf einem ausgeschilderten Weg zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu den Befestigungsanlagen des Heidengrabens sowie zu den Grabhügeln beim Burrenhof gelangen. Das ist dann gleichsam eine direkte Verbindung von der modernen Aufbereitung des Prunkgrabs der Heuneburg hin zu dem ehemaligen keltischen Oppidum, das in Hülben und seiner Umgebung einst eine riesige Fläche von 17 Quadratkilometern eingenommen hatte. Und nun vor allem virtuell wieder sichtbare gemacht werden soll.