Bundesliga

Platzangst im Tabellenkeller

Der Abstiegskampf verspricht Dramatik pur. Besonders zittern müssen auch Mainz-Trainer Martin Schmidt und Augsburgs Coach Manuel Baum.

07.04.2017

Von ALEXANDER KERN

Martin Schmidt ist das Gesicht der Mainzer Krise. Im vergangenen Jahr, als er die Rheinhessen in die Europa League führte, wurde er noch als Erfolgstrainer gefeiert. Foto: dpa

Martin Schmidt ist das Gesicht der Mainzer Krise. Im vergangenen Jahr, als er die Rheinhessen in die Europa League führte, wurde er noch als Erfolgstrainer gefeiert. Foto: dpa

Martin Schmidt rührt genervt in seiner Kaffeetasse. Es scheint, als wolle der Mainzer Coach die Pressekonferenz nach der 2:3-Heimpleite gegen RB Leipzig so schnell wie möglich hinter sich bringen. Als ein Journalist fragt, ob Schmidt die kommende Partie gegen den SC Freiburg als persönliches Endspiel sehe, wird der sonst so besonnene Schweizer ungemütlich: „Endspiel? Wir haben noch sieben Spiele. Deshalb stellt sich diese Frage glaube ich nicht.“ Vielleicht will Schmidt es nur nicht wahrhaben: Innerhalb eines Jahres wurde er vom Europa-League-Helden zum Wackelkandidaten.

In der Abwärtsspirale

Die Entwicklung des FSV Mainz 05 ist symbolisch für den derzeitigen Abstiegskampf in der Bundesliga: Ab Platz zehn kann es wohl jeden treffen – auch vermeintliche Top-Teams. „Es ist klar, dass wir am Samstag in Freiburg drei Punkte holen müssen,“ so der FSV-Sportchef Rouven Schröder. Denn nach fünf sieglosen Spielen in Folge trennt die Mainzer nur ihr besseres Torverhältnis vom Relegationsrang.

Dort steht aktuell der punktgleiche FC Augsburg (29 Zähler). Auch die Schwaben bekommen in der Rückrunde kein Bein mehr auf den Boden. Nach ebenfalls fünf Spielen ohne Sieg geht es ums nackte Überleben im Oberhaus. Der Trainerstuhl von Coach Manuel Baum wackelt. Auf die Frage, ob der FCA mit Baum in die 2. Liga gehen würde, sagt Manager Stefan Reuter: „Wir denken nicht über die 2. Liga nach.“

Beim Blick nach Stuttgart müsste Reuter allerdings wissen, dass die Abwärtsspirale nicht zu unterschätzen ist. Neun sieglose Partien in Serie kosteten den VfB vergangenes Jahr den Klassenerhalt. Die Moral war am Ende im Keller, die letzten Siege zu lange her. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig Zwischenerfolge für die abstiegsbedrohten Teams sind.

Das hat sich vor allem der FC Ingolstadt zu Herzen genommen. Obwohl die Schanzer vier Punkte Rückstand auf Augsburg haben, scheint der FCI nach zwei Siegen gegen die direkte Konkurrenz wieder obenauf. „Wenn wir unsere Leistung über 90 Minuten konservieren, können wir jeden Gegner schlagen“, sagt der vor Selbstvertrauen strotzende Trainer Maik Walpurgis. Das FCI-Vorbild lautet Bremen. „Man sieht an Werder, dass so ein Lauf kann lange anhalten kann“, sagt Kapitän Marvin Matip.

Das direkte Duell

Die Grün-Weißen konnten eine katastrophale Hinrunde mit einer bisher fulminanten Rückrunde wettmachen. Sie stehen mittlerweile auf Rang 11 – noch vor Schalke 04 (Platz 12) und dem VfL Wolfsburg (Platz 13), die eigentlich um die Europa-League spielen wollten. Umso brisanter das direkte Duell morgen in der Veltins-Arena. Beide Mannschaften haben unter der Woche verloren und möchten Big-Points sammeln. „Wir stehen vor sehr wichtigen Wochen“, so S04-Coach Markus Weinzierl.

Das trifft auch auf den Tabellen-Vierzehnten Hamburger SV zu. Nach zuletzt starken Spielen, musste der Bundesligadino unter der Woche eine 0:3-Pleite gegen den BVB hinnehmen. Und morgen ist ausgerechnet der Bayern-Bezwinger Hoffenheim zu Gast. Den Hanseaten ist klar: Mit nur einem Punkt Abstand auf den Relegationsplatz können sie noch ganz tief unten reinrutschen.

Wird der Abstiegskampf 2017 also der spannendste aller Zeiten? Da nur fünf Punkte zwischen Rang 13 und Rang 17 liegen, scheint dies durchaus möglich. Am Ende entscheidet vielleicht sogar das Torverhältnis, wer neben Darmstadt runter muss. Die Lilien haben mit 15 Zählern nur noch rechnerische Chancen auf den Klassenerhalt.