Satire auf die Fernsehkultur der Fifties und hintergründige Gesellschaftsparabel.

Pleasantville

Satire auf die Fernsehkultur der Fifties und hintergründige Gesellschaftsparabel.

24.11.2015

Von Stefanie Hentschel

Pleasantville

In Pleasantville gibt es keinen Regen, keine Pickel, keinen Sex und keine verlorenen Basketballspiele. Das porentief reine Kaff ist der Schauplatz einer fiktiven Fernsehserie aus den Fünfzigern, schwarzweiß natürlich, deren Folgen „Abenteuer beim Friseur„ oder „Das große Spiel„ heißen. Nun beamen sich, man kennt das ja, zwei Jugendliche der aufgeklärten aber verdorbenen Neunziger in die heile Welt des Hackbratens.

Dort lehren sie deren Bewohner allmählich, daß die doch nur Gefangene der sie umgebenden Makellosigkeit sind und ein Leben auf Risiko viel mehr Spaß bringt. Das erinnert alles ganz gewaltig an Peter Weirs „Truman Show„, doch „Pleasantville„ von Garry Ross ist viel naiver und strotzt vor ungeschlachtem Charme.

Ebenso naiv wie hübsch ist etwa der Einfall, daß immer, wenn die Einwohner von Pleasantville ein neu erlerntes Gefühl ausleben, in ihrer schwarzweißen Heimat ein Zipfelchen Farbe auftaucht, bis irgendwann alles bunt ist ? der Computer macht?s möglich. Besonders sympathisch wird der Film aber erst durch seinen Mangel an Logik. Die „Truman Show„ wetterte hübsch eindeutig gegen skrupellose Medien, „Pleasantville„ propagiert mit unbekümmerter Unmoral höchstens die Freuden des Ehebruchs. Nachdem alle, die sich der neuen Sinnlichkeit hingeben, Farbe annehmen, stellen die standhaften Noch-Schwarzweißen in ihren Läden Schilder auf: „No coloreds„, „Farbige„ unerwünscht ? ein herzlich unmotivierter politischer Schlenker.

Ebenso die Bücherverbrennung, die Alt-Pleasantviller inszenieren, denn auch „Huckleberry Finn„ löst Farbflecken aus, und das lustvolle Bunt und die damit einziehenden Freiheiten bedrohen die alte Ordnung. So tapst der Streifen munter durch seine mäßig überzeugende Story, läßt auf dem Weg rote Rosen aufgehen und Bäume rosa erblühen und entzückt mit immer neuen Pointen. Ganz klar: der Film zum Frühlingsanfang.