Fasnet

Politik, Pinocchio und Party

Lokalkolorit, rasante Showtänze und viel Stimmungsmusik: Beim Zunftball „Living in America“ erlebten gut 500 Besucher einen kurzweiligen Samstagabend.

12.02.2018

Von Cristina Priotto

Gleich zwei US-Präsidenten (Axel Heindel, links und Hans-Dieter Mäntele) tanzten am Samstagabend beim Sulzer Zunftball mit den männlichen Cheerleadern und den Bodyguards von Trumps russischem Amtskollegen Wladimir Putin auf der Bühne in der Stadthalle. Bilder: Priotto

Gleich zwei US-Präsidenten (Axel Heindel, links und Hans-Dieter Mäntele) tanzten am Samstagabend beim Sulzer Zunftball mit den männlichen Cheerleadern und den Bodyguards von Trumps russischem Amtskollegen Wladimir Putin auf der Bühne in der Stadthalle. Bilder: Priotto

Schunkelnde Pommes-Frites, klatschende Micky Mäuse, jubelnde Cheerleader und Sternenbanner-Kostüme in allen Variationen: Die etwa 500 Gäste hatten sich für den Sulzer Zunftball am Samstagabend in der Stadthalle einfallsreich verkleidet, passend zum Motto „Living in America“.

Den Auftakt des von Thomas Kopp zusammengestellten Programms bildete aber zunächst ganz bodenständig und lokal der Einmarsch der Narren. Polizeischantle, Narros, Salzsieder, Optimist und Pessimist sowie die Hexen präsentierten sich mit Narrenkapelle in einem eindrucksvollen Bild. Vor der Kulisse der US-Flagge führten die Hästräger erstmals die Narrenformation auf.

Als souveränes Moderations-Duo leiteten Zunftmeister Thomas Freund als etwas prolliger Donald Trump und Sara Mäntele als dessen charmante Tochter Ivanka durch den Abend. Die Mission war klar definiert: „Wir wollen make your Fasnet great again“.

Als überragender Präsident der Vereinigten Staaten stolzierte Axel Heindel in die Stadthalle, von männlichen Cheerleadern mit bunten Pompons frenetisch gefeiert. Die präsidiale Rede war mit Lokalkolorit gespickt: So spottete Heindel-Trump, bei der Landung mit der Air Force One auf dem Flugplatz „Katzeneschle“ sei alles hell erleuchtet gewesen: Gras, Dreck und eine schwarze Plane
– ein Seitenhieb auf die nächtliche Illumination des noch unbebauten „InParks“ und versicherte: „Ich bin zu 100 Prozent ein Sulzer Stadtlappen“. Dass Bürgermeister Gerd Hieber bei der nächsten Wahl nicht mehr antreten wolle, erwies sich indes als „Fake News“. Hans-Dieter Mäntele als weiterer Präsident der Vereinigten Staaten interessierte sich für den Bau einer Mauer und wollte einen Check-Point unterhalb von „Bummes Drecksloch“ errichten. Grandios spielte Peter Gayer den russischen Präsidenten Wladimir Putin, der klarstellte: „Ich habe Trump zum Präsidenten gemacht“ und verriet, eine Leitung nach Wolgograd legen zu wollen, um die Sulzer Sole nach Osten zu pumpen. Von Bernd Lambacher als lügendem drittem Donald Trump schlug die Vöhringer Garde eine Brücke zur „Ode an die Politik“ und legte einen rasanten Showtanz mit wirbelndem Pinocchio, Geppetto, Katze, Fuchs und Co. auf die Bühne. Die Mädchen ließen sich auch von ein paar Tonpannen nicht drausbringen und zeigten akrobatische Figuren und waghalsige Pyramiden.

Sehr nah am Original war die Sulzer Interpretation der US-Sitcom „Al Bundy“, hierzulande bekannt unter dem Titel „Eine schrecklich nette Familie“. Jörg Sülzle gab dabei den Patriarchen, Partner und Papa ohne nennenswerten Respekt seiner Familie. Zum Brüllen komisch spielte Michael Walter Als dauershoppende Gattin Peggy, die von der Techik einer Mikrowelle ebenso überfordert ist wie die tumbe Tochter Kelly „Dumpfbacke“ (Laura Kobel), während Sohn Bud (Sascha Menzel) den Vater im Wesentlichen als Geldquelle nutzt.

Zwischendurch animierten die „Hirschbuben“, die bereits zum vierten Mal in Sulz zu Gast waren, mit Partykrachern zu Tanzrunden im Saal und auf der Bühne.

Fashing statt Fashion: Schicke Mode auf dem Laufsteg ganz im Stile der „New York Fashing Week“ stellten Laura Kobel, Anita Munz, Franziska Schäuble, Kathrin Menzel, Kathrin Domonell und Gertrud Freund vor. Ungewohnt sexy traten dabei Optimist und Pessimist, Salzsieder, Narros und der Hexenvater auf.

Bei „YMCA“ machen alle mit

Ausgerechnet als Amazonen wirbelte die Showtanzgruppe aus Mühlheim und „Running-Friz-Hausen“ zu stampfenden Beats über die Bühne – ein gelungener Kontrapunkt zur Al-Bundy-Persiflage, ist doch der frauengeplagte Patriarch begründer von „No, Ma’am“, der „National Organization of Men Against Amazonian Masterhood“. Für die sehr anspruchsvolle Choreographie mit höchst artistischen Pyramiden und die aufwendige Ausstattung erntete die Gruppe viel Applaus.

Eine überragende Show zu „YMCA“ zeigten Marcus Faber, Mario Heer, Fabian Schirle, Lukas Frick, André Frick und „Effe“. Da hielt es die Besucher nicht mehr auf den Bänken, und die Halle tobte, als alle die Bewegungen des „Village People“-Megahits mitmachten. Die Stimmung war damit am Siedepunkt angelangt und blieb ausgelassen, nachdem alle Akteure in einer langen Polonaise durch die Halle getanzt waren.

Bewährte Krönung zum Schluss waren die 18-Stunden-Musiker, die mit krachender Guggenmusik zu später Stunde vollends die Regie übernahmen.

Junge Leute aus der Provinz als „Village People“ tanzten zu „YMCA“.

Junge Leute aus der Provinz als „Village People“ tanzten zu „YMCA“.

Wunderbar nachgespielt war die TV-Sitcom „Al Bundy“ mit Jörg Sülzle als Al (links) und Michael Walter als nörgelnde Peggy.

Wunderbar nachgespielt war die TV-Sitcom „Al Bundy“ mit Jörg Sülzle als Al (links) und Michael Walter als nörgelnde Peggy.

Als die 18-Stunden-Musiker gegen halb elf in die Stadthalle einzogen, gab es kein Halten mehr: Die meisten Besucher tanzten wild auf den Bänken.

Als die 18-Stunden-Musiker gegen halb elf in die Stadthalle einzogen, gab es kein Halten mehr: Die meisten Besucher tanzten wild auf den Bänken.

Sexy präsentierten sich die recht häsfreien Narren bei der „New York Fashing Week“.

Sexy präsentierten sich die recht häsfreien Narren bei der „New York Fashing Week“.

Aufwendige Kostüme, rasante Choreographie: Viel Beifall gab‘s für die Amazonen der Showtanzgruppe Mühlheim-Renfrizhausen.

Aufwendige Kostüme, rasante Choreographie: Viel Beifall gab‘s für die Amazonen der Showtanzgruppe Mühlheim-Renfrizhausen.

Die Geschichte von Pinocchio, Geppetto und den tierischen Freunden der Holzfigur erzählte die Garde aus Vöhringen in aufwendig choreografiertem Tanz.

Die Geschichte von Pinocchio, Geppetto und den tierischen Freunden der Holzfigur erzählte die Garde aus Vöhringen in aufwendig choreografiertem Tanz.

Überragend war Axel Heindels Auftritt als Donald Trump mit Anspielungen auf Sulzer Politik.

Überragend war Axel Heindels Auftritt als Donald Trump mit Anspielungen auf Sulzer Politik.

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Erstellt:
12.02.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 58sec
zuletzt aktualisiert: 12.02.2018, 01:00 Uhr

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