21-Jähriger nach Schüssen im Wohnheim in U-Haft

Polizei ermittelt gegen Schützen wegen versuchten Totschlags

Der Gomaringer, der bei seiner Festnahme am Mittwoch mit einer entrissenen Polizeipistole auf zwei Beamte schoss, wurde ins Gefängniskrankenhaus Hohenasperg verlegt. Unklar bleibt, wie der nackte Mann genau an die Waffe kam.

05.11.2015

Von job

Tübingen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Totschlags gegen den 21-Jährigen, der am Mittwoch in psychisch verwirrtem Zustand auf zwei Polizeibeamte schoss. Er hatte am Nachmittag nackt die Internistische Intensivstation der Medizinischen Klinik verlassen. Als ihn das Personal nicht aufhalten konnte, riefen die Klinikmitarbeiter die Polizei.

Die rückte sofort mit einer Streife an, denn der Mann war nicht irgendein Patient. Der Gomaringer ist wegen etlicher Gewaltdelikte polizeibekannt und saß auch schon in Haft. Und er hatte am Tag zuvor in Öschingen vier Polizeibeamte verletzt. Die hatten ihn aus der Wohnung von Verwandten holen wollen, da er sich weigerte, sie zu verlassen. Was als einfacher Einsatz wegen Hausfriedensbruch begonnen hatte, eskalierte heftig: Der unter Drogen stehende 21-Jährige bewarf die Beamten mit Wackersteinen und schlug und trat heftig um sich. Nach dem Vorfall war er zunächst in der Psychiatrie untergebracht worden. Von dort wurde er wegen gesundheitlicher Probleme auf die Intensivstation verlegt, von wo er dann gegen 16.25 Uhr floh. Anschließend kam es im Treppenhaus eines Wohnheims in der Otfried-Müller-Straße zu der Auseinandersetzung mit den Beamten, bei der der Mann zwei Schüsse abgab, einen davon auf die Beamten.

Glücklicherweise verfehlte er die beiden trotz der kurzen Distanz: „Die Kollegen hatten einen Schutzengel“, sagte Polizeisprecher Björn Reusch. Beide wurden bei der Festnahme leicht verletzt und anschließend von Konfliktbetreuern der Polizei begleitet, erschienen aber tags drauf wieder zum Dienst.

Weiter unklar ist, wie der sehr aggressiv auftretende Nackte bei dem Festnahmeversuch durch die Polizei an die Waffe gelangte. Die baden-württembergische Polizei ist mit Holstern ausgestattet, die über mehrere Sicherungen verfügen: Die Waffe wird von einem Kunststoffbügel gehalten, der erst entriegelt werden muss. Da sie exakt ins Holster passt, lässt sie sich nur direkt nach oben ziehen. Zusätzlich gibt es eine Schraube, über die sich der Ziehwiderstand erschweren lässt. „Das werden wir sehr genau prüfen“, sagte Reusch – auch mit für die Ausrüstung der Polizei zuständigen Beamten.

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