Erfreulich: Der Künstler behält gegenüber dem Arschloch und Suffkopf die Oberhand.

Pollock

Erfreulich: Der Künstler behält gegenüber dem Arschloch und Suffkopf die Oberhand.

24.11.2015

Von che

Pollock

Weil das Massenmedium Kino immer unter Schund- und Kommerzverdacht steht, sonnt sich mancher Filmemacher gern im Glanz des wahren Künstlers: des Dichters, Komponisten oder Malers. Leider liefert die Kunst als solche meistens nicht die ganz dollen Storys, und so kommen in der Regel nur solche Künstler zu Leinwandehren, in deren Leben Skandälchen, Marotten oder ausgewachsene Neurosen für den nötigen Extrakitzel sorgen.

Zum Beispiel Jackson Pollock. Am Anfang des Films erleben wir den noch unbekannten New Yorker Maler, wie er sturzbesoffen die Treppe hinaufpoltert und sich tagelang depressiv unter der Bettdecke verkriecht. Etwas später sieht man ihn im Wohnzimmer der mächtigen Kunstmäzenin Peggy Guggenheim ins Kaminfeuer pieseln. Am Ende ist er ein moralisch derangiertes, alkoholkrankes Wrack, das seinem armselig gewordenen Leben im Straßengraben ein Ende setzt.

Doch überraschenderweise sind diese Exzess-Szenen nur ein Kniff, um unsere Aufmerksamkeit auf das Wesentliche zu lenken: die künstlerische Entwicklung Pollocks vom mäßig originellen Symbolisten zum gefeierten Avantgardisten, dessen „Drip Paintings? die Weltkunstszene der vierziger und fünfziger Jahre aufmischten.

Nachdem die Rahmenbedingungen - die immer wieder aufbrechende Alkoholsucht, die produktive Ehe mit der Malerin Lee Krasner, die konfliktträchtige Beziehung zu Guggenheim und dem Kritiker Clement Greenberg - skizziert worden sind, konzentriert sich Regisseur und Hauptdarsteller Ed Harris in einem langen Mittelteil ganz auf die Genese von Pollocks Pinselstrich im Spannungsfeld zwischen Zufall, Intuition, Stilempfinden und Kunstmarkt-Mechanismen. Den Zusammenhang zwischen seiner gebrochenen Psyche und dem abstrakten Expressionismus seines Werks deutet Harris immer wieder an, weiterspinnen muss diesen Gedanken aber jeder für sich.

Trotz des bierruhigen Erzählflusses und dem eher altbackenen Inszenierungs-Stil wird man „Pollock? zu den (wenigen) gelungenen Malerfilmen rechnen dürfen. Man spürt einfach, dass Ed Harris nicht noch einen wichtigen Künstler auf der Leinwand abfeiern wollte, sondern sich zehn Jahre lang intensiv mit dieser komplexen Figur beschäftigt hat.

Zum Artikel

Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 58sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.