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Pornos gucken in der Uni – Studentin führt Studie zu Virtual-Reality-Porn durch

Pornos gucken in der Uni, und niemand findet’s komisch. Eine Studentin der Uni Tübingen führte eine Studie zum Thema Virtual-Reality-Porn durch. Also Pornos gucken im Namen der Wissenschaft. Ich war dabei.

01.10.2016

Von Jill Huschka

Vasilena Terziyska stellt die Virtual-Reality-Brille für das perfekte Rezeptionserleben ein. Über die Kopfhörer sprechen die Darsteller mit dem Probanden. Bild: Faden

Vasilena Terziyska stellt die Virtual-Reality-Brille für das perfekte Rezeptionserleben ein. Über die Kopfhörer sprechen die Darsteller mit dem Probanden. Bild: Faden

Tübingen. Raum 127 im Brechtbau, normalerweise finden hier Seminare zu den verschiedensten Themen statt, nicht aber in den Semesterferien. Hier sitze ich alleine mit einer Virtual-Reality-Brille auf der Nase und Kopfhörern im Ohr. Ich sehe zwei gespreizte Beine und einen ziemlich dubiosen Kerl, nachts würde ich vermutlich die Straßenseite wechseln. Nach einiger Überlegung fällt der Groschen, die Beine sollen meine eigenen sein. Als ich zum ersten Mal von Vasilena Terziyskas Studie zum Thema Virtual-Reality-Porn hörte, wusste ich nicht wirklich, was ich davon halten sollte: Wie soll das überhaupt funktionieren? Ist das dann einfach ein Porno in 3D? Will man überhaupt einen Porno in 3D sehen? Ein Thema über das niemand spricht, aber trotzdem irgendwie interessant. Pornos gucken im Namen der Wissenschaft. Am Tag darauf befinde ich mich im besagten Raum zum „Pornos gucken“.

Kaum jemand wollte sich mit Sex beschäftigen

Vasilena Terziyska führt die Studie durch. Die 21-Jährige ist Studentin der Medienwissenschaft und besuchte ein Seminar zur Medienrezeption von Sex, Gewalt und Comedy in den Medien, und wie diese wahrgenommen werden. Doch kaum jemand wollte sich mit Sex beschäftigen. Da dachte sich Terziyska, „keiner macht’s, also mach ich’s!“. Mit vier verschiedenen Videos, angepasst auf die sexuelle Orientierung der Probanden, testet sie das Rezeptionserleben von Virtual-Reality-Porn. Die Videos lässt sie über ihr Handy abspielen, das Handy kommt dann in eine Vorrichtung in der Brille, und das Experiment kann starten. Voran gehen Fragen zu Geschlecht, Alter und der sexuellen Orientierung, oder auch Fragen wie: „In welchem Alter kamst du das erste mal mit pornografischen Inhalten in Kontakt“. „Manche waren da erst acht Jahre alt“, erzählt Terziyska, da müsse man doch wissen, wie solche Inhalte wirken. Gerade Kindern und Jugendlichen könne durch Pornos ein falsches Bild der Realität vermittelt werden.

Eben noch im Brechtbau, kurz darauf Protagonist

Die Videos sind so aufgebaut, dass man zum aktiven Teilnehmer wird, eben noch im Brechtbau, im nächsten Moment Protagonist in einem Porno – ziemlich befremdlich. Zurück ins Geschehen: Der Knastbruder fängt an meine virtuellen Beine zu rammeln und eine schwarzhaarige Frau mit Silikonbrüsten steht etwas fehl am Platz daneben und feuert ihn an. Immer wieder fragt sie mich, „gefällt es dir?“ Naja, wenn ich das nur wüsste. Entweder liegt es an mir, der Umgebung oder der minderwertigen Qualität, aber ich kann der obskuren Situation wenig abgewinnen. Viel zu seltsam und auch irgendwie gruselig. Meine Reaktion finde ich auch später in den Fragen des zweiten Teil der Befragung wieder. „Hat es dir gefallen, oder war es eher unangenehm?“– Eher unangenehm. Aber in besserer Qualität und einer anderen Umgebung muss es das vielleicht nicht sein.