Ein Katastrophenfilm, der sich ziemlich schnell als Katastrophe von Film entpuppt.

Poseidon

Ein Katastrophenfilm, der sich ziemlich schnell als Katastrophe von Film entpuppt.

24.11.2015

Poseidon

Neun Jahre nach „Titanic?, dem erfolgreichsten Film aller Zeiten, war eine deftige Schiffskatastrophe auf großer Kinoleinwand mal wieder fällig. Im Gegensatz zu James Camerons mählich anschwellendem Untergangs-Symphonie kommt Wolfgang Petersen („Das Boot?, „Troja?) in seinem Remake des Siebziger-Jahre-Klassikers schnell zur Sache. Kaum hat man sich in den luxuriösen Weiten des Kreuzfahrt-Riesen ein bisschen umgesehen, ein paar Passagiere flüchtig kennen gelernt, rummst es auch schon gewaltig. Eine Riesenwelle kippt den Stolz der sieben Meere einfach auf den Kopf.

Eine Hand voll Überlebender versucht im Kampf mit einbrechendem Wasser, knapper Luft und verwirrender Schiffsarchitektur, an die rettende Oberfläche zu gelangen. Dieser von Petersen und seinem Drehbuchautor zusammengestellte Trupp ist allerdings die noch größere Katastrophe des Films: lauter unsympathische reiche Schnösel, mit denen es sich keine Sekunde zu fiebern lohnt. Wer dagegen niederen Standes ist, hat scheint?s nicht das Zeug, eine solche Prüfung zu meistern, und wird gnadenlos selektiert.

Das ist filmischer Sozialdarwinismus und wird nur noch unterboten von der Rolle, die der Regisseur den Frauen zugedacht hat: Sie dürfen jammern, kreischen, Bedenken tragen und ihren Macher-Männern in aller Demut die Daumen drücken. Da ging es ja in Troja noch fortschrittlicher zu. Petersen, der früher mal ein intelligenter Entertainer mit sozialkritischer Schlagseite war, ist nach 20 Jahren Hollywood ein reaktionärer alter Sack geworden.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 42sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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