Die Freundschaft dreier galizischer Teenager wird auf eine harte Probe gestellt ...

Pradolongo

Die Freundschaft dreier galizischer Teenager wird auf eine harte Probe gestellt ...

23.11.2015

Von che

Pradolongo

Wenn der erste Eindruck nicht täuscht, trägt sich der größere Teil der Cine-Latino-Geschichten in diesem Jahr nicht in pulsierenden Metropolen zu, sondern in der beschaulichen Provinz. Ganz besonders ländlich ist der Schauplatz des Films von Festivalgast Ignacio Vilar: ein pittoresker, von saftig grünen Wiesen und verwunschenen Seen geprägter Landstrich in der spanischen Nordwest-Provinz Galicien ? ein Paradies speziell für die drei trotz unterschiedlicher sozialer Herkunft dick befreundeten Teenager Raquel, Martiño and Armando.

So unbekümmert der Regisseur jedoch in diesem sommerlichen Postkarten-Idyll schwelgt ? die Augen vor den Problemzonen lassen sich schwer verschließen. So betreibt Martiños Vater wie die meisten Bauern der Gegend eine ärmliche Landwirtschaft, die kaum fürs Überleben reicht. Doch es gibt einen Ausweg, oder vielmehr zwei. Eine Minengesellschaft ist in der Gegend auf seltenen Schiefer gestoßen und drängt die kleinen Landbesitzer mit immensen Summen zum Verkauf. Martiño, der die Zerstörung der heimatlichen Umwelt kommen sieht, will die benachbarten Viehzüchter dagegen lieber für eine Öko-Kooperative gewinnen. Der Riss zwischen den sich ausschließenden Zukunfts-Szenarien geht alsbald mitten durch seine Familie.

Eingeflochten in dieses Drama aus dem prallen Wirtschaftsleben ist eine luftig erzählte Geschichte vom Erwachsenwerden. In seinem mutmaßlich letzten gemeinsamen Sommer wird das verschworene Teenie-Trio, das gerade mehr oder weniger erfolgreich die Schulzeit hinter sich gebracht hat, von bis dato unbekannten Hormonschüben in Turbulenzen gestürzt. Lange laufen die beiden Erzählstränge nebeneinander her, ehe sie sich am Ende dramatisch überkreuzen.

In Botschaft und Machart äußerst konservativ, liegen die Sympathien des Films eindeutig auf Seiten des Althergebrachten und Naturverbundenen ? auch wenn der Regisseur den Kampf der Tradition gegen die Dampfwalze des vermeintlichen Fortschritts am Ende verloren gibt. Aber vielleicht hat er da die Rechnung ohne die Wirtschaftskrise gemacht. Oder sind die Weltmarkt-Preise für Schiefer inzwischen nicht auch ins Bodenlose gefallen?