Fuhrmannstag

Präzision auf dem Acker

Gutes Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier war beim Holzrücke-Wettbewerb und Geschicklichkeitsfahren in Pliezhausen gefragt.

11.10.2016

Von Miri Watson

Zweispänner-Geschicklichkeitsfahren: Eduard Redinger (links) mit den Pferden Arthur (Belgier) und Jette (Süddeutsches Kaltblut). Bild: Haas

Zweispänner-Geschicklichkeitsfahren: Eduard Redinger (links) mit den Pferden Arthur (Belgier) und Jette (Süddeutsches Kaltblut). Bild: Haas

Bereits zum 31. Mal fand in Pliezhausen am Sonntag der alljährliche Fuhrmannstag des Reit- und Fahrvereins statt, bei dem die Besucher die traditionelle Arbeit der Fuhrleute aus nächster Nähe ansehen konnten.

Wo heute zumeist der Schlepper genutzt wird, mussten früher Pferde ran: Wenn bei Forstarbeiten schwere Baumstämme aus dem Wald geholt werden mussten, wurde das Holz hinter ein Pferd gespannt. Das sogenannte Rückepferd und der Pferdeführer mussten dann gemeinsam arbeiten und geschickt durch die – häufig engen – Gassen im Wald navigieren, um jeden einzelnen Baumstamm an einen Weg zu bringen, von wo aus er weitertransportiert wurde.

Da immer mehr Forstmaschinen eingesetzt werden, soll diese besondere Fertigkeit nicht vergessen werden. Daher gibt es Wettbewerbe im Holzrücken. So etwa die baden-württembergische Meisterschaft, die am Wochenende beim Fuhrmannstag ausgetragen wurde.

„Zwar werden auch heute noch in Biotopen Rückepferde eingesetzt, trotzdem wissen viele Leute nicht mehr, dass es das überhaupt gibt“, sagte Michael Graw, Juror des Wettbewerbs. Teils im Wald und teils auf dem Rasenplatz mussten die Teilnehmer und ihre Pferde einen etwa zehn Meter langen Stamm durch einen Parcours aus Kegeln und Pfosten rücken und darauf achten, möglichst keine Bälle von den Hindernissen zu stoßen. Den Titel verteidigte der bisherige baden-württembergische Meister Roland Fritz aus Kaisersbach, der mit seinen Pferden Sam und Flori an den Start gegangen war.

„Die Pferde beim Holzrücken, das sind Kaltblüter mit schwerem Gemüt, also gemächliche Pferde“, sagte Graw. Dieselbe Art von Pferden also, die auch vor Kutschen und Wagen gespannt werden. Der Holzrücke-Wettbewerb war nämlich nicht alles, was auf dem Fuhrmannstag geboten wurde: Auch im Ackerwagen-Geschicklichkeitsfahren suchten die Teilnehmer ihren Meister.

Ponyreiten und Kutschfahrten

Während die Fuhrleute in den vergangenen Jahren ihr Können an einem Leiterwagen unter Beweis stellen mussten, gab es in diesem Jahr erstmals einen „Hightech-Ackerwagen“, wie Florian Wagner, der Ackerwagen-Parcourschef, sagte. 1950 mit alten Auto-Achsen gebaut, lässt sich der Wagen leichter lenken und ist auch für die vorgespannten Pferde angenehmer. Und die Pferde, die mussten ganz schön viel leisten: „Die Ausbildung zum Zugpferd ist so anspruchsvoll wie bei jedem Dressurpferd“, sagte Wagner.

In den vergangenen Jahren konnten sich die Fuhrleute noch in einer dritten Disziplin messen: Dem Pflügen. „Das gibt es in diesem Jahr leider nicht, da wir keinen Acker zur Verfügung haben“, sagte Anja Hennecke, die erste Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins. Das schmälerte allerdings nicht die Freude der Zuschauer, die trotz des eher kühlen Wetters zahlreich zum Vereinsgelände beim Pliezhäuser Sportplatz gekommen waren.

Begleitet wurden die Wettbewerbe von einem umfangreichen Rahmenprogramm: In der Reithalle konnten die Besucher sich bei einem Weißwurstfrühstück stärken und dabei der traditionellen Blasmusik des Musikvereins Pliezhausen lauschen; für die Kinder wurde Ponyreiten angeboten, und nachmittags gab es die Möglichkeit, mit einer Kutsche herumgefahren zu werden.

Eingeführt wurde der Fuhrmannstag, um eine Tradition vor dem Vergessen zu bewahren, jetzt ist er selbst schon Tradition: „Den Fuhrmannstag gab es eigentlich schon immer, deswegen liegt er uns auch sehr am Herzen“, sagte Hennecke,

Zum Artikel

Erstellt:
11.10.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 34sec
zuletzt aktualisiert: 11.10.2016, 01:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter los geht's
Nachtleben, Studium und Ausbildung, Mental Health: Was für dich dabei? Willst du über News und Interessantes für junge Menschen aus der Region auf dem Laufenden bleiben? Dann bestelle unseren Newsletter los geht's!