Schulen

Problemfall Grundschule

An den Grundschulen droht zum kommenden Schuljahr ein Lehrermangel. Horb ist davon auch betroffen. Das bestätigt Schulamtsdirektor Wolfgang Held.

22.03.2018

Von Dagmar Stepper

Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann (Zweite von rechts) besuchte im April vergangenen Jahres die Gutermann-Grundschule in Horb.Die Ministerin hat kürzlich eine Offensive gestartet, um den Lehrermangel an den Grundschulen in den Griff zu bekommen. Für Horb wirddas in den kommenden Jahren ein Thema, denn der ländliche Raum ist für viele Pädagogen unattraktiv geworden. Bild: Kuball

Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann (Zweite von rechts) besuchte im April vergangenen Jahres die Gutermann-Grundschule in Horb.
Die Ministerin hat kürzlich eine Offensive gestartet, um den Lehrermangel an den Grundschulen in den Griff zu bekommen. Für Horb wird
das in den kommenden Jahren ein Thema, denn der ländliche Raum ist für viele Pädagogen unattraktiv geworden. Bild: Kuball

Grundschullehrer war für viele jahrelang ein Traumberuf. Doch diese Zeiten scheinen jetzt vorbei zu sein: In Baden-Württemberg droht zum kommenden Schuljahr 2018/19 eine Lücke von 500 Stellen. Hinzu kommt eine Pensionierungswelle, die erst in den kommenden drei Jahren abebbt. Auch Rektorenposten an den Grundschulen bleiben unbesetzt. Das Prestige und die höhere Bezahlung scheinen den zusätzlichen Zeitaufwand nicht mehr aufzuwiegen. Kultusministerin Susanne Eisenmann hat jetzt eine Offerte initiiert, um Gymnasiallehrer an die Grundschulen zu locken. Bisher mit mäßigem Erfolg. Wie ist die Situation an den Horber Grundschulen? Und was bringt die Zukunft? Die SÜDWEST PRESSE hat dazu Schulamtsdirektor Wolfgang Held vom Staatlichen Schulamt in Rastatt befragt, das für die Personalpolitik an den Horber Schulen zuständig ist.

SÜDWEST PRESSE: Herr Held, wie sieht die Lehrerversorgung in Horb aus? Gibt es zu wenige Lehrer, wenn ja, an welchen Schulen?

Wolfgang Held: „Die Unterrichtsversorgung im Pflichtbereich ist sowohl bei den Grundschulen als auch in der Gemeinschaftsschule und Realschule gewährleistet. Ein Ergänzungsbereich kann kaum noch angeboten werden.“

Das bedeutet, dass Förder- und AG-Stunden an den Grundschulen kaum noch auf dem Stundenplan stehen, da das entsprechende Personal fehlt. Zu größeren Unterrichtsausfällen sei es noch nicht gekommen, sagt Held weiter: „Langfristige Ausfälle (über drei Wochen) konnten bisher vertreten werden.“

Fakt ist aber auch, dass der ländliche Raum für viele Lehrer unattraktiv ist.

Herr Held, ist es einfach, in Horb Lehrerstellen zu besetzen? Viele Lehrer streben ja eher in die Städte und nicht in den ländlichen Raum …

Wolfgang Held: „Die jungen Lehrkräfte bevorzugen Angebote im großstädtischen Bereich.“

Verschärft wird das Problem des Lehrermangels auch in Horb durch die bevorstehende Pensionierungswelle. Doch wie groß das Ausmaß sein wird, da hält sich Held zurück. Er bestätigt lediglich, dass in den kommenden Jahren auch hier in der Region etliche Lehrer in den Ruhestand gehen werden.

Der Schulamtsdirektor berichtet, dass es über das Kultusministerium Werbemaßnahmen gibt, Gymnasiallehrer für die Horber Grundschulen zu gewinnen. Doch wie fruchtbar diese waren, dazu gibt es derzeit noch keine Prognose. Ob Horb allerdings attraktiv genug ist, mag angezweifelt werden. Denn laut SWR-Informationen waren im Februar lediglich 30 Gymnasiallehrer in ganz Baden-Württemberg dazu bereit, an Grundschulen zu wechseln.

Letzes Stichwort: Besetzung von Rektorenstellen an den Horber Grundschulen.

Herr Held, gibt es Schwierigkeiten, Schulleiter-Posten an den Horber Grundschulen zu besetzen?

Wolfgang Held: „Ja. Siehe die Grundschulen Bildechingen und Talheim. Vier Mal wurden die Stellen ausgeschrieben und vier Mal ohne Erfolg.“

Seit Gerhard Dickenherr Ende der 80er-Jahre von Bildechingen an die Eutinger Grundschule wechselte, wurde kein Nachfolger gefunden. Christine Jacob führt inzwischen die Stelle kommisarisch.

In Talheim liegt der Fall ähnlich, wenn auch nicht in so langen Zeiträumen. Rektor Karl-Heinz Kramer wurde im Juli 2016 in den Ruhestand verabschiedet. Seither hat Ursula Schmollinger die entsprechenden Aufgaben kommissarisch übernommen.

Was die Lehrerversorgung an den Horber Schulen betrifft, wird es in den kommenden Jahren also spannend bleiben.

Kleine Statistik

867 Schüler besuchen im Schuljahr 2017/18 die neun Horber Grundschulen. Zum Vergleich: Im Schuljahr 2016/17 waren es 901 Schüler.

Die Horber Sek 1-Schulen (Gemeinschaftsschule und Realschule) besuchen im aktuellen Schuljahr 1034 Schüler. Zum Vergleich: Im Schuljahr 2016/17 waren es 1053 Schüler.