Gutachten soll zeigen, ob Markus Rehm Wettkampfvorteile gegenüber Nicht-Behinderten hat

Prothesen-Springer setzt auf Studie

Es kommt Bewegung in den Fall Markus Rehm: Die lange erwartete Studie im Hinblick auf mögliche Wettbewerbs-Vorteile des Prothesen-Weitspringers wird gestartet, Ergebnisse soll es Anfang Juni geben.

20.04.2016

Von DPA/SID

Köln. Das vom Paralympics-Sieger Markus Rehm erhoffte Gutachten soll nun endlich in Angriff genommen werden. Experten untersuchen dann wissenschaftlich, ob der Weltrekordler mit seiner Hightech-Prothese Wettkampfvorteile gegenüber Nicht-Behinderten hat. Der unterschenkelamputierte Leichtathlet Rehm, der für Bayer Leverkusen startet aber in Göppingen geboren ist, kann im Kampf um sein Olympia-Startrecht endlich mit der seit Jahren erhofften fundierten Aufklärung rechnen.

In Kürze sollen die dafür nötigen Daten gesammelt und ausgewertet werden, um Aufschluss darüber zu geben, ob der Paralympics-Sieger trotz seiner Unterschenkelprothese aus Karbon Wettkampf-Vorteile gegenüber nicht gehandicapten Leichtathleten hat. Die internationale Untersuchung kündigten die Deutsche Sporthochschule Köln, der Deutsche Behindertensportverband und Rehm gestern in einer gemeinsamen Mitteilung an.

Der 27-Jährige war am Montagabend als Gast bei einer großen Sportler-Gala in Berlin - und gestern Vormittag schon wieder auf dem Sprung.

Inzwischen läuft ihm allerdings die Zeit davon: Die Ergebnisse der Studie sollen Anfang Juni in Köln präsentiert werden, im August ist Olympia-Start in Rio de Janeiro.

Olympische Spiele wären für behinderte Sportler "eine gute Plattform, um den Leuten zu zeigen, dass auch wir großartige Athleten sind", sagte Rehm.

"Die Hoffnung auf den Start in Rio bleibt nach wie vor", versicherte der Schützling von Trainerin Steffi Nerius, die selbst Speerwurf-Weltmeisterin 2009 war. "Ich nehme das wirklich ernst und will ein Zeichen setzen." Gut möglich, dass der unterschenkelamputierte Weitspringer in Brasilien zweimal abhebt. Rehm hofft auf einen Doppelstart bei Olympia und den folgenden Paralympics. Die Crux: Der Orthopädiemechaniker-Meister muss selber beweisen, dass er durch seine Hightech-Prothese keine Vorteile gegenüber nicht gehandicapten Weitspringern hat. Rehm war 2012 in London Paralympics-Sieger und hält in seiner Startklasse T/F 44 auch den Weltrekord (8,40 Meter).

Wissenschaftler aus Köln, Japan und den USA erhoffen sich nun fundierte Erkenntnisse auch darüber, "ob der unter anderem vom Internationalen Leichtathletik-Verband unterstellte Vorteil vorliegt", heißt es in der Erklärung. Die IAAF hat kürzlich eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich an diesem Mittwoch zum ersten Mal in Monte Carlo trifft. Dem Gremium gehört auch Gerhard Janetzky an, im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) für Inklusion zuständig.

"Es kann keine Lex Rehm geben, sondern nur eine allgemeingültige Regel für alle durch eine Prothese gehandicapten Athleten", sagte der ehemalige Istaf-Manager Janetzky am Dienstag der dpa. Eine endgültige Entscheidung will das IAAF-Council im Juni fällen.

Zum Artikel

Erstellt:
20.04.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 11sec
zuletzt aktualisiert: 20.04.2016, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Wirtschaft: Macher, Moneten, Mittelstand
Branchen, Business und Personen: Sie interessieren sich für Themen aus der regionalen Wirtschaft? Dann bestellen Sie unseren Newsletter Macher, Moneten, Mittelstand!