Fußball-Ass der Woche

Psycho-Spiele beim Elfmeter

Ergenzingens Keeper Sebastian Katz setzt auf Täuschungsstrategien bei Strafstößen. Auch Lukas Baur von Felldorf/Bierlingen fiel darauf rein.

24.04.2018

Von Florian Dürr

TuS-Torwart Sebastian Katz hat nicht nur seine Stärken in den Eins-gegen-Eins-Situationen. Bild: Ulmer

TuS-Torwart Sebastian Katz hat nicht nur seine Stärken in den Eins-gegen-Eins-Situationen. Bild: Ulmer

Es war kurz nach der Halbzeitpause beim Stand von 2:0 für die Ergenzinger: SGM-Torjäger Lukas Baur drang in den Strafraum ein und konnte nur noch durch ein Foul gestoppt werden. Die Folge, wie schon oft in dieser Saison: Elfmeter gegen Ergenzingen. Es folgte die Show des Elfmeter-Spezialisten Sebastian Katz: Er täuschte links an, Baur schoss rechts, Katz parierte den Ball und Baur war verdutzt.

„Ich versuche immer, ein bisschen Verwirrung zu stiften“, verrät Katz. Er selbst sieht sich zwar nicht als den typischen „Elfmeter-Killer“, hat in seiner Laufbahn aber schon einige Tipps und Tricks von seinen Torwarttrainern mit auf den Weg bekommen. Diese will Katz zwar nicht verraten, sagt aber: „Man kann die Stürmer auf jeden Fall mit psychischen Spielchen beeinflussen.“ Der 28-Jährige betont aber gleichzeitig, dass er nichts von Aktionen, wie denen von Augsburgs Torhüter Marvin Hitz hält, der 2015 vor einem Strafstoß den Elfmeterpunkt manipulierte: „Es muss fair bleiben“, sagt Katz.

Mit dem parierten Elfmeter und vier weiteren vereitelten Chancen hielt der Ergenzinger Keeper den 2:1-Sieg seiner Mannschaft fest. Seine Mitspieler wussten ganz genau, bei wem sie sich nach Schlusspfiff bedanken mussten: „Einige kamen her und meinten: Das waren deine drei Punkte“, erzählt Katz und ergänzt zufrieden mit seiner Leistung: „Manchmal gibt es Tage, an denen alles funktioniert. Am Sonntag war so einer.“

Doch nicht immer war in der Karriere des 28-Jährigen alles perfekt: Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück und zwangen ihn zu längeren Fußballpausen. Ob ein gebrochener Daumen, ein ausgekugelter Finger oder eine stark lädierte Schulter – Katz hatte schon mit allen typischen Torwartverletzungen zu kämpfen.

Besonders schmerzhaft der Ausfall zu seiner Zeit beim Landesligisten FC Gärtringen, als er sich gegen zwei ähnlich starke Torhüter in einem brutalen Konkurrenzkampf als Nummer eins durchsetzte, doch dann durch einen gebrochenen Daumen ausgebremst wurde. „Dann musst du wieder von 0 anfangen und das hätte bei dieser Konkurrenz keinen Sinn gemacht“, erklärt Katz, der deshalb nach nur einem Jahr bei Gärtringen wieder zum TuS zurückkehrte.

Hier sind das Tape für die Finger und Finalgon für die Schulter seine ständigen Begleiter, durch die er nun annähernd verletzungsfrei bleibt. Aber selbst wenn Katz im Tor nicht einsetzbar ist, kann Trainer Volker Joos wenigstens auf seine Stürmer-Qualitäten setzen: Um sich fitzuhalten, unterstützte Katz nämlich in der vergangenen Saison als Feldspieler seine Mannschaft und war gleich zweimal erfolgreich: Einmal per Kopf und einmal per Fuß. „Das hat meinen Trainer schon gewurmt, dass ich vor ihm getroffen habe“, sagt Katz stichelnd in Richtung Volker Joos, dem erst in diesem Jahr der erste Treffer für den TuS gelang.

Doch seine wirklichen Stärken sieht Katz eher auf der Torhüter-Position: „Auf der Linie bin ich stark und auch kommunikativ arbeite ich viel. Ich unterstütze die Abwehr und die Sechser mit Kommandos, damit es der Gegner noch schwieriger hat“, sagt Katz, der bei seinen Abschlägen noch Verbesserungsbedarf sieht.

Mit Leistungen wie am Sonntag will Katz seinem Team helfen, noch den Relegationsplatz zur Landesliga zu erreichen. „Das wäre schön und ein Jahr in der Landesliga würde ich mit Ergenzingen noch mitnehmen“, sagt Katz, der mit dem TuS mit drei Punkten Rückstand auf Platz zwei auf dem vierten Rang steht. Dabei spielte Katz schon mit dem Gedanken, seine Karriere aufgrund der vielen Verletzungen zu beenden: „Nach Verletzungen immer wieder bei 0 anzufangen, macht keinen Spaß“, sagt er. Doch seine Kumpels Daniel Amann, Gianluca Mongioj, Jascha Fauß und der noch Wachendorfer Tobias Böhm überredeten ihn, doch weiterzumachen. Aus gutem Grund, wie die Ergenzinger am Sonntag sehen konnten: Katz ist wieder bei 100 Prozent.

Psycho-Spiele beim Elfmeter

Sebastian Katz TuS Ergenzingen

Geburtsdatum: 31. Januar 1990

Wohnort: Mötzingen

Beruf: Sekundärtechniker

Bisherige Vereine: SV Mötzingen, VfL Nagold, FC Gärtringen

Position: Tor

Rechts-/Linksfuß: Rechtsfuß

Größter sportlicher Erfolg: Aufstieg in die Landesliga mit Ergenzingen 2013

Saisonziel: Relegationsplatz

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Erstellt:
24.04.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 00sec
zuletzt aktualisiert: 24.04.2018, 01:00 Uhr

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