Stilles Plädoyer für Altern in Würde, auch unter härtesten Bedingungen.

Que sera?

Stilles Plädoyer für Altern in Würde, auch unter härtesten Bedingungen.

24.11.2015

Von che

Que sera?

Wenn vom Altern der Gesellschaft die Rede ist, hebt allenthalben das große Heulen und Zähneklappern an. Warum eigentlich? Mit ein bisschen Fantasie und gutem Willen kann man sich doch Modelle erträumen, in denen Alt und Jung nicht Antipoden, sondern Ressource gegenseitiger Befruchtung sind: hie Erfahrung und Herzenswärme, da Ungestüm und Lebensfreude.

Und man kann sie sogar verwirklichen. Wie in Bern, wo ein Altersheim und eine Kindertagesstätte unter einem Dach koexistieren. Der Schweizer Dokumentarfilm zeigt Kinder und Greise beim gemeinsamen Musizieren, Salzteigkneten und Geburtstagfeiern, und ist doch weit entfernt von einem sozialromantischen Idyll.

In langen, ungeschnittenen Passagen mutet er auch die hässlichen, entwürdigenden, durch nichts zu relativierenden Seiten von Gebrechlichkeit und Geistesverwirrung zu, lässt die Heimbewohner ungefiltert über ihr körperliches Leid, den Verlust fast alles Lebenswerten, die Angst vor dem Tod sprechen.

Doch auch wenn der Grundton seines Films eher bitter ist, lässt Regisseur Dieter Fahrer keinen Zweifel daran, dass sich hier, wenn auch schemenhaft, eine Alternative zu Verwahranstalt und Greisenghetto abzeichnet.

Durchaus darf man auch den Film selbst als Teil dieser kleinen Utopie sehen. Im Gegensatz zu all den Fernsehreportagen, die hurtig eingesammelte O-Töne abfeiern, lässt Fahrer seinen Protagonisten genügend Raum und Zeit, um sich in aller noch möglichen Würde selbst darzustellen.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 40sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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