Tübingen · Forschung

Queer-Projekt sucht Material

Das Stadtarchiv forscht zur Geschichte von queeren Menschen in Tübingen und bittet um private Bestände.

08.04.2021

Von ST

LSBTTIQ steht als Abkürzung für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Transsexuelle, intergeschlechtliche und queere Menschen – eine Personengruppe, die in der Geschichtsschreibung kaum auftaucht und oft unsichtbar bleibt. Ihr hat das Stadtarchiv das Forschungsprojekt „Queer durch Tübingen“ gewidmet, das als erstes Vorhaben dieser Art in ganz Baden-Württemberg die lokale Geschichte von LSBTTIQ vom Mittelalter bis zur Gegenwart nachzeichnet.

„Wir wollen Quellen zu Unterdrückung und Verfolgung, zu Freundschaften, Beziehungsmodellen und der Schaffung einer eigenen Lebenswelt sowie zum Kampf um gleiche Rechte und gesellschaftliche Teilhabe von LSBTTIQ zutage fördern. Dafür bietet Tübingen, das schon immer eine Stadt des Geistes, aber auch der Freigeister war, großes Potenzial“, wird Stadtarchivar Udo Rauch, der das Projekt gemeinsam mit dem Historiker Karl-Heinz Steinle betreut, in einer städtischen Pressemitteilung zitiert.

Auf der städtischen Internetseite unter www.tuebingen.de/queer ist ab sofort ein Teil der bisherigen Forschungsergebnisse abrufbar. Hier kann man die Lebensgeschichte stadtbekannter homosexueller und queerer Persönlichkeiten nachlesen und sich über frühere Szene-Treffpunkte informieren. Video-Interviews mit den Zeitzeugen Monika Barz, Helmut Kress und Herta Leistner machen deutlich, wie sehr sich die Lebenswelt queerer Menschen in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt hat und mit welchen Widerständen sie zu kämpfen hatten und noch immer haben.

Für die Fortführung seiner Recherchen ist das Stadtarchiv auf der Suche nach privaten Beständen zu LSBTTIQ in Tübingen. „Ohne Unterlagen aus privaten Beständen erfahren wir nur wenig über die Lebenswege von Personen, die den Behörden nicht auffielen oder die den Behörden eben nicht auffallen wollten“, so Rauch.

Wer Briefe, Fotografien, Dokumente, Sammlungen von Zeitdokumenten, persönliche Erinnerungsstücke oder Alltagsgegenstände beisteuern möchte, kann sich mit dem Stadtarchiv in Verbindung setzen. Das Forschungsprojekt „Queer durch Tübingen“ mündet in eine gleichnamige Ausstellung, die ab September 2021 im Stadtmuseum geplant ist. ST

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Erstellt:
08.04.2021, 19:04 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 54sec
zuletzt aktualisiert: 08.04.2021, 19:04 Uhr

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