Fahndungserfolg: Drogenhändlerring zerschlagen

Rauschgiftfahnder haben im Raum Tübingen und Reutlingen einen Drogendealerring zerschlagen

Einer Rauschgiftermittlungsgruppe der Kriminalpolizei ist es gelungen, die Verkaufsstrukturen eines in der Region Reutlingen/Tübingen tätigen Drogenhändlerrings aufzudecken und zu zerschlagen. Als Drahtzieher gelten zwei Männer aus Kirchentellinsfurt und Tübingen. Mit vier anderen Dealern sitzen die beiden derzeit in Untersuchungshaft.

12.01.2017

Von Marike Schneck

Symbolbild: © Danny Elskamp - Fotolia.com

Symbolbild: © Danny Elskamp - Fotolia.com

Fahnder der Kriminalpolizei haben einen Drogenhändler-Ring im Raum Tübingen und Reutlingen zerschlagen, der seit rund anderthalb Jahren aktiv war. In fisseliger Kleinarbeit gelang es den Ermittlern, Stück für Stück die Verkaufsstrukturen der mindestens 68 Dealer umfassenden Gruppierung aufzudecken.

27 Wohnungen wurden durchsucht und mehr als ein Kilo Marihuana, über 400 Gramm Amphetamin, fast 700 Ecstasy-Tabletten, diverse LSD-Trips und eine geringe Menge Kokain gefunden. Zudem beschlagnahmten die Beamten mehr als 90 000 Euro Bargeld und Kontovermögen, zwei Autos und diverse Elektronikartikel. Das Geld stammt vermutlich aus dem Verkauf der Drogen, die anderen Dinge sollen die Dealer mit Drogengeldern finanziert haben.

Als Drahtzieher des Drogennetzwerks gelten ein 28-Jähriger aus Kirchentellinsfurt und ein 32-Jähriger aus Tübingen. Beide sitzen jetzt in Untersuchungshaft. Auch, weil sie im Zuge der Ermittlungen versucht haben sollen, andere Dealer des Rings durch Drohungen unter Druck zu setzen und zu Falschaussagen zu bewegen. Der 28-Jährige ist wegen Drogenhandels bereits vorbestraft, und auch der 32-Jährige ist der Polizei wegen Rauschgiftdelikten seit längerem bekannt. Vier weitere Männer sind ebenfalls in Haft.

Der Verdacht, dass der Drogenhandel in der Region professionell organisiert sein könnte, kam den Ermittlern bei Kontrollen im August vergangenen Jahres, als sie mehrere Kleindealer dingfest machen konnten. Schon damals gingen die Fahnder davon aus, dass es sich um ein über mehrere Ebenen ziehendes Netz von Dealern handeln könnte, das in der Gegend aktiv ist. Im September wurde deshalb eine fünfköpfige Ermittlungsgruppe gebildet, die sich unter Leitung eines erfahrenen Kriminalhauptkommissars daran machte, diese Strukturen Stück für Stück offenzulegen.

Nach und nach schafften sich die Ermittler von der untersten Hierarchieebene des Drogennetzwerks bis hoch zum Kopf der Bande. So kamen sie auf die Spur von 68 Drogenhändlern, die fast alle in den Landkreisen Reutlingen und Tübingen wohnen.

Das Netzwerk war laut den Ermittlern zum Teil sehr straff organisiert. Man könne sich das in etwa wie ein Schneeball-System vorstellen, erklärt Andrea Kopp, Pressesprecherin beim Polizeipräsidium in Reutlingen. Die beiden Drahtzieher sollen die Drogen im großen Stil beschafft und dann gewinnbringend an die Dealer der nächsttieferen Stufe verkauft haben. Sechs Hierarchie-Ebenen deckten die Fahnder auf, indem sie sich von den Kleindealern bis zu den Drahtziehern hocharbeiteten. Jede Ebene verdiente am Verkauf.

Die Drogenfahnder identifizierten 106 Personen, die nun wegen verschiedenster Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz beschuldigt werden. Gegen 68 dieser Personen wurden Ermittlungsverfahren wegen unerlaubten Drogenhandels eingeleitet. 17 Personen wurden in den vergangenen Monaten vorläufig festgenommen. Gegen zehn Beschuldigte unterschiedlicher Nationalität hat die Staatsanwaltschaft Tübingen Haftbefehl erwirkt. Sechs Männer befinden sich derzeit noch in Untersuchungshaft, darunter die beiden Drahtzieher.

38 der 68 Verdächtigen müssen sich voraussichtlich wegen des Verbrechenstatbestands des unerlaubten Drogenhandels in nicht geringer Menge verantworten. Bei manchen Dealern besteht der Verdacht, dass sie sich bandenmäßig organisiert haben. Wie Nicolaus Wegele, Sprecher der Staatsanwaltschaft Tübingen, mitteilt, werden Taten, die unter diese Rubrik fallen, mit einer Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr geahndet.

Aufgrund der Ermittlungen und der bereits vorliegenden Geständnisse gehen die Beamten davon aus, dass über den Drogen-Ring in den vergangenen anderthalb Jahren mindestens 100 Kilo Marihuana, 52 Kilo Amphetamin, 12 000 Ecstasy-Tabletten, zwei Kilo Kokain und 500 Gramm Haschisch in die Kreise Reutlingen und Tübingen gebracht und dort auch verkauft worden sind.