Fußball-Bundesliga

Remis in Frankfurt bringt Bayern auf die Palme

Drittes Pflichtspiel ohne Sieg: Münchens Klubchef Rummenigge kritisiert Einstellung der Spieler – Gastgeber trauern verpassten Chancen nach.

17.10.2016

Von JÜRGEN HEIDE

Tumulte vor der Einwechselbank der Bayern: Frankfurts Szabolcs Huszti (Rückennummer 8) erhielt nach seinem leichten Kopfstoß gegen Renato Sanches die Gelb-Rote Karte, Münchens Ersatztorwart Tom Starke (nicht im Bild) musste auf die Tribüne. Foto: eibner

Tumulte vor der Einwechselbank der Bayern: Frankfurts Szabolcs Huszti (Rückennummer 8) erhielt nach seinem leichten Kopfstoß gegen Renato Sanches die Gelb-Rote Karte, Münchens Ersatztorwart Tom Starke (nicht im Bild) musste auf die Tribüne. Foto: eibner

Frankfurt. Als der umstrittene Schiedsrichter Bastian Dankert das Spiel gegen Bayern München abgepfiffen hatte, fielen Timothy Chandler und Marco Fabian entkräftet zu Boden. Nachdem sich der unermüdliche Chandler etwas erholt hatte, sorgte er für den Satz des Tages: „Wir haben ein Wahnsinnsspiel gemacht, aber leider nur einen Punkt geholt.“ Mit einer eindrucksvollen Energieleistung hatten die Frankfurter nach der Gelb-Roten Karte gegen Szabolcs Huszti ab der 65. Minute beim Stand von 1:2 durch den Treffer von Joshua Kimmich kurz zuvor (62.) fast eine halbe Stunde lang in Unterzahl gegen den Spitzenreiter gespielt, aber dennoch durch Fabian, der Chandlers Schuss mit der Brust ins Tor lenkte (78.), sogar noch den Ausgleich geschafft. Es passte zu diesem Spiel, dass Fabian bei seinem Treffer im Abseits stand, genau wie David Alaba vor Arjen Robbens 1:0 in der 10. Minute.

„Hut ab vor der Mannschaft und dem Trainerteam. Wenn du gegen Bayern in Unterzahl 1:2 zurück liegst, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass du noch zwei Tore kriegst“, sagte Frankfurts Sportdirektor Bruno Hübner, während Trainer Niko Kovac von einem „tollen Tag für Eintracht Frankfurt“ sprach. An seinem 45. Geburtstag konnte er sich über ein unverhofftes Geschenk freuen.

Dagegen wirkte die Lage bei den Bayern nach dem Spiel hochgradig angespannt. „Frankfurt hat teilweise das Heft des Handelns in die Hand genommen“, sagte etwa Thomas Müller. „Das ist man als Bayern-Spieler nicht gewohnt. Dass wir in Überzahl den Ausgleich kassieren, setzt dem Ganzen die Krone auf.“ Die Platzwunde unter dem rechten Auge, die er sich in einem Zweikampf mit Michael Hector zugezogen hatte, stand symbolisch für das blaue Auge, das die Eintracht den Bayern verpasst hatten.

„So, wie wir in der ersten Halbzeit gespielt haben, das war nicht Bayern München“, zürnte Karl-Heinz Rummenigge, der Klubchef der Münchner, nach dem dritten sieglosen Spiel seit dem 0:1 gegen Atletico Madrid in der Champions League und dem 1:1 im Heimspiel gegen Köln mit hochroten Kopf. „Wir müssen froh sein, dass wir einen Punkt geholt haben.“ Carlo Ancelotto, der Cheftrainer, stimmte ein: „Wir hatten keine gute Einstellung und die ersten 45 Minuten verschlafen. Ich werde Wechsel vornehmen.“ Er dachte an das Spiel am Mittwoch im Europapokal gegen Eindhoven.

Nach 65 Minuten hatte Ancelotti, der langsam unter Druck gerät, die Spieler beider Mannschaften trennen müssen, nachdem es nach einer Auseinandersetzung von Huszti mit Renato Sanches eine Rudelbildung gegeben hatte. Während Dankert den nicht auf dem Spielbericht stehenden, aber auf der Bank sitzenden Bayern-Ersatztorwart Tom Starke, der Chandler ins Gesicht gelangt hatte, auf die Tribüne schickte, ließ sich der schon verwarnte Huszti zu einem leichten Kopfstoß gegen Sanches hinreißen. Dass er dafür die Gelb-Rote Karte sah, bezeichnete Hübner treffend als „Dummheit“. Allerdings war die Gelbe Karte des 33-jährigen Ungarn, der in der 43. Minute das 1:1 erzielt hatte, nach einem harmlosen Foul an Kingsley Coman übertrieben.

Sanches im Glück

In der Schlussphase traute sich der diskussionswürdige Schiedsrichter dagegen nicht, Sanches, den er nach dem Streit mit Huszti verwarnt hatte, vom Platz zu stellen, obwohl sich der übermotivierte Einwechselspieler zwei gelbwürdige Fouls gegen Chandler und Fabian geleistet hatte.

„Mein Team hat richtig gut gespielt und so viele Chancen heraus gespielt, dass es das es selbst nicht glauben konnte“, sagte Kovac nach dem finalen Chancenverhältnis von sechs zu sechs. Der Kroate hatte auf eine Fünferabwehrkette gesetzt, in der Hector als rechter Innenverteidiger ein Schwachpunkt war, während der gegenüber dem 0:1 in Freiburg für Haris Seferovic ins Team gekommene Linksaußen Ante Rebic Bayern-Kapitän Philipp Lahm mehrfach alt aussehen ließ.

„Danke an die Mannschaft. Sie hat 90 Minuten das gezeigt, was ich von ihr sehen wollte. Da sieht man, dass alles geht, wenn man alles gibt“, so freute sich Kovac. Sein Kapitän Alexander Meier, dem bei seinem Kopfball in der 33. Minute nur Zentimeter zum Torerfolg fehlten. stellte fest, „dass wir, wenn wir 100 Prozent geben, nur schwer zu schlagen sind.“ Auch weil „die Bayern „derzeit schwächeln und wir noch nie gegen sie so viele Chancen gehabt haben“, wie Frankfurts Linksverteidiger Bastian Oczipka befand. Das überraschende Remis feierten die meisten Anhänger der Frankfurter aber wie einen Sieg. Dagegen schien bei es bei den Münchnern leicht zu kriseln.