SSV entlässt den Trainer

Reutlinger Oberligist ist auf der Suche nach einem Nachfolger für Georgi Donkov

Als Maurizio Gaudino einlenkte, war das Aus von Georgi Donkov beim SSV Reutlingen besiegelt. Am Montagnachmittag tagten die Klubbosse und verkündeten die Trainerentlassung. Das Training übernahm der Kapitän, ein neuer Coach wird noch gesucht.

04.04.2016

Von woga / itz

Maurizio Gaudino (links) tröstet Georgi Donkov. Der ist nicht mehr Trainer des SSV Reutlingen. Archivbild: Ulmer

Maurizio Gaudino (links) tröstet Georgi Donkov. Der ist nicht mehr Trainer des SSV Reutlingen. Archivbild: Ulmer

Reutlingen. Überraschend kam das Aus von Georgi Donkov nicht mehr. Viele Anhänger hatten ihren Unmut in den letzten Wochen kundgetan, der 45-jährige Trainer bekam immer heftigeren Gegenwind ins Gesicht geblasen. Der wurde so stark, dass am Mongtagnachmittag mit dem sportlichen Leiter Maurizio Gaudino auch einer der letzten Befürworter Donkovs nur noch eine Lösung kannte: die Entlassung. Mit Donkov muss auch Co-Trainer Marijo Marinovic gehen. Zu dieser Entscheidung kamen der Vorstand und Aufsichtsrat des SSV – inklusive Gaudino.

Die sportliche Situation erforderte eine Maßnahme. „Es war nicht mehr aufzuhalten“, sagte Gaudino. „Wir trennen uns nicht im Streit“, ergänzte das für sportliche Fragen zuständige Aufsichtsratsmitglied Eberhard Spohn. „Aber wir sind als Verein zur Überzeugung gelangt, dass ein personeller Wechsel notwendig ist, um die Chance auf den Klassenerhalt in der Oberliga zu wahren. Daran wollen wir alles setzen.“ Wie Spohn mitteilte, habe Donkov die Entlassung professionell aufgenommen. Für das TAGBLATT war Donkov am Montag nicht zu erreichen.

Nach 25 von 34 Spielen in der Oberliga taumelt der SSV der Verbandsliga entgegen, ist dem Derby gegen den VfL Pfullingen viel näher als der zeitnah angestrebten Regionalliga. Selbst der Sieg im DFB-Pokal gegen den Karlsruher SC, gleichbedeutend mit dem größten Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte, konnte Donkov nicht mehr retten. Nach nur neun Monaten muss der Bulgare gehen. Aus dem Umfeld des Klubs ist zu vernehmen, dass der 45-Jährige Defizite im persönlichen Umgang mit den Spielern hatte. Ein echtes Team wuchs beim SSV in dieser Saison nie zusammen, viele Disziplinlosigkeiten waren die Folge. Die Reutlinger kassierten in der laufenden Spielzeit schon elf Platzverweise – Negativrekord in der Oberliga.

Mit der Entlassung seines Wunschtrainers ist auch der sportliche Leiter Gaudino fürs Erste an der Kreuzeiche gescheitert. Beide kickten einst beim VfL Bochum zusammen. Aber: „Ich bleibe dabei“, schloss Gaudino selbst einen Rücktritt aus. Und fügte an: „Donkov ist Profi genug. Er wusste, dass es eng wird, wenn die Punkte fehlen.“

Am Montag leitete bereits Kapitän Giuseppe Ricciardi das Training. Für den heutigen Dienstag bekamen die Spieler frei. „Da kann sich die Mannschaft besinnen“, sagte Spohn, der verdeutlichte, dass jetzt die Spieler in der Pflicht stehen. Für die Verantwortlichen ist diese Situation gar nicht so ungewohnt. Der SSV braucht nun schon den zehnten Trainer in den letzten zehn Jahren, von fünf Trainern haben sich die Reutlinger in dieser Phase vorzeitig getrennt.

Ob bis zum Heimspiel gegen den SV Sandhausen II am Samstag (15.30 Uhr) ein neuer Trainer gefunden sei, ließ Spohn offen. Auch unklar sei, ob den SSV ein Feuerwehrmann in den letzten neun Saisonspielen retten soll oder ein Trainer verpflichtet wird, der mit den Reutlingern auch in die kommende Saison geht. Als Kandidaten zählen nach TAGBLATT-Informationen, wie berichtet, der bisherige Teammanager Jochen Class sowie Lorenz-Günther Köstner. Auch Andreas Rill, der 37-jährige Ex-SSV-Kicker, steht auf der Liste. Rill hatte in der vergangenen Saison nach dem Rücktritt von Robert Hofacker bereits für einige Spiele übernommen. Er wäre zumindest die Identifikationsfigur, die sich viele Anhänger wünschen.