Basketball

Risiko gegangen, Titel gewonnen

Der FC Bayern hat nach einer komplizierten Saison die vierte Meisterschaft und damit das Double geholt. Ein Fragezeichen steht hinter der Zukunft von Trainer Dejan Radonji.

18.06.2018

Von TGO

Eine Mannschaft ist aus dem Häuschen.  Der FC Bayern München hat sich gegen den Basketball-Bundesligisten Alba Berlin in fünf Playoff-Begegnungen durchgesetzt. Foto: Imago

Eine Mannschaft ist aus dem Häuschen. Der FC Bayern München hat sich gegen den Basketball-Bundesligisten Alba Berlin in fünf Playoff-Begegnungen durchgesetzt. Foto: Imago

Im Arbeits-Presseraum des Audi-Dome, der Heimat der Münchner Bundesliga-Basketballer, hängen zwei riesige Bilder. Auf dem einem Foto kämpft Bayerns Spielmacher Anton Gavel am Boden liegend um den Ball. Auf dem anderen fliegt Bayerns Center Devin Booker mit dem Ball in der Hand Richtung des gegnerischen Korbes. Und jeder Betrachter weiß es: Eine hundertstel Sekunde später wird dieser Ball krachend durch die Reuse donnern – und der Amerikaner sich feiern lassen für „nur“ zwei Punkte in einem x-beliebigen Spiel.

Die zwei Bilder symbolisieren die Art und Weise, wie die Basketballer des FC Bayern durch diese Saison, durch die Playoffs und nun durch die Finalserie gegen Alba Berlin gegangen sind. Mit viel Kampf, aber auch mit spektakulären Aktionen, harter Defensive und teilweise überragender Offensive hat das Team den Berlinern beim 106:85 in der fünften Partie nicht den Hauch einer Chance gelassen und zum vierten Mal nach 1954, 1955 und 2014 den Titel an die Isar geholt.

Nach der Schlusssirene in der alten Rudi-Sedlmayer-Halle, einer ehemaligen olympischen Mehrzweckhalle aus dem Jahr 1972, stürmte einer mit auffallend hoher Geschwindigkeit Richtung Bayern-Bank: Uli Hoeneß, der Bayern-Präsident, der große Förderer. Beim Meistertitel 2014, drei Jahre nach der BBL-Rückkehr, saß Uli Hoeneß noch im Gefängnis wegen Steuerhinterziehung. Nun aber war er mitten drin im jubelden Knäuel der „Roten“. Auch der ehemalige Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer ließ es sich nicht nehmen, möglichst allen Siegern zu gratulieren und sie zu herzen.

„Jetzt gibt es ein paar Tage Ausnahmezustand hier in München“, schrie Nationalspieler Danilo Barthel, der zum wertvollsten Spieler (MVP) der Finalserie gewählt worden war. Derweil schnippelten Spielmacher Stefan Jovic und Topscorer Nihad Djedovic in guter, alter Tradition ein Korbnetze ab und trugen es spazieren.

Der Vorrundenerste und Pokalsieger hat nicht ganz einfache Playoffs mit einem Erfolg abgeschlossen und erstmals das Double geholt, was den Fußballern zuletzt nicht gelungen war. „Wir haben sieben Jahre hart gearbeitet und etwas Historisches erreicht“, jubelte Geschäfsführer Marko Pesic und kündigte immer wieder an: „Sieben Tage Party! Sieben Tage Party!“

Die Meisterrunde war schon alleine deshalb kompliziert, weil sich die Bayern-Führung kurz vor Beginn der Playoffs entschieden hatte, Trainer Sasa Djordjevic zu feuern und Dejan Radonjic zu verpflichten. Die stagnierende Entwicklung der Mannschaft habe zu dem Schritt geführt, musste Pesic die ungewöhliche Maßnahme zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt immer wieder erklären.

Ob der Meistermacher auch in der kommenden Runde auf der Bank sitzen wird und das Team in die lukrative, aber auch höchst anstregende Euroleague führen wird, ist noch nicht geklärt. Radonjic hat bis Ende dieser Saison unterschrieben. Der Vertrag soll aber eine Option für ein weiteres Jahr enthalten. „Heute ist nicht der Tag, um über die Zukunft zu reden“, wiegelte der Montenegriner jede weitere Diskussion ab. Schließlich war Party angesagt.

Pesic bescheinigte dem Trainer „herausragende Arbeit“. Ein drohendes Aus in der ersten Playoff-Runde gegen Frankfurt und zwei Rückschläge gegen Alba steckten die Münchner um Kapitän Anton Gavel weg. „Ich bin erleichtert, dass es vorbei ist und unglaublich glücklich“, sagte Gavel. Für den routinierten Spielmacher war es der erste Meistertitel mit Bayern, zuvor konnte der Nationalspieler mit Bamberg dreimal feiern.

Für den Verlierer blieb nicht viel übrig. Immerhin: Die Berliner hatten sich die Chance auf den ersten Meistertitel seit zehn Jahren erarbeitet. Der 71-jährige spanische Trainer Aito Garcia Reneses konnte in seiner ersten Saison den Albatrossen neues Leben einhauchen. Das wirkte sich bis in den Unterbau aus. Der Alba-Nachwuchs holte die Titel bei den U 14, in der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (NBBL) und in der Jugend-Bundesliga: Eine bessere Perspektive gibt es nicht.

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Erstellt:
18.06.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 54sec
zuletzt aktualisiert: 18.06.2018, 06:00 Uhr

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