Virtuos visualisiertes Gangster-Drama nach ganz klassischem Strickmuster.

Road to Perdition

Virtuos visualisiertes Gangster-Drama nach ganz klassischem Strickmuster.

24.11.2015

Von che

Road to Perdition

Tom Hanks als Bösewicht? Gemach. Zwar wird uns der langjährige Mr. Nice Guy des Hollywood-Kinos anfangs als wenig zimperlicher Totmacher vorgeführt, aber schon bald schnellen seine Sympathiewerte rasant in die Höhe. Der Berufsverbrecher Michael Sullivan, den Hanks spielt, ist nämlich nach vollbrachtem Tagwerk ein gütiger und gottesfürchtiger Familienvater, der überhaupt nur wegen schlimmen privaten (Waisenkind!) und sozialen Unbills (Große Depression der dreißiger Jahre) auf die schiefe Bahn geraten ist.

Endgültig zum positiven Helden wird Sullivan, als er und seine Familie aus nichtigem Anlass vom eigenen Syndikat liquidiert werden sollen. Weil das nur zur Hälfte gelingt, begleiten wir den braven Ganoven und seinen verbliebenen Sohn alsbald voller Mitgefühl auf einem Rachefeldzug gegen die Schuldigen.

Es ist nicht die ganz den Genre-Spielregeln verpflichete, am Ende pathetisch pädagogisch ausläppernde Geschichte, die „Road to Perdition? zum bisher besten Hollywood-Film des Jahres macht, sondern seine virtuose Gestaltung. „American Beauty?-Regisseur Sam Mendes ließ sich weniger von der ausgelutschten Braunstich-Ästhetik neuerer Gangsterfilme inspirieren als vom klassischen Film noir. Seine Schauplätze sind Hinterzimmer, finstere Fabrikhallen und Kirchenkeller; selbst im Freien behelligt kein Sonnenstrahl das düstere Ambiente. Die nachtschattigen Bilder schaffen eine bedrückend klaustrophobe, unterschwellig an die Nieren gehende Atmosphäre der Ausweglosigkeit, die den straighten Plot hinterrücks zu verhöhnen scheint.

Auch Tom Hanks passt in seiner nur allmählich aufbrechenden Verschlossenheit sehr gut in dieses Schema. Vollends machen die Nebenfiguren - Paul Newman als zwischen Vatergefühlen, mörderischen Sachzwängen und Todessehnsucht schwankender Schurkenchef, Jude Law als sinistrer Auftragskiller mit diabolischer Fratze - den Film zu einem Augenschmaus.