Wohltätigkeit

Roboterhirne und Rock’n’Roll

Ein temperamentvoller Pianist begeistert, eine Referentin entführt in die Welt der Künstlichen Intelligenz bei Benefizveranstaltung für Lebenshilfe.

11.02.2019

Von Monika Schwarz

Von links zu sehen: OB Julian Osswald, Renate Radon, Claus Debusman, Gila, Timm und Wolfgang Kemme vom Reisebüro Broermann.

Von links zu sehen: OB Julian Osswald, Renate Radon, Claus Debusman, Gila, Timm und Wolfgang Kemme vom Reisebüro Broermann.

Künstliche Intelligenz und Rock’n’Roll sind zwei Begriffe, die man nicht unbedingt zusammenbringt. Aber eben diese Kombination sorgte am Samstag im Kienbergsaal des Kurhauses für einen kurzweiligen Abend mit jeder Menge Spaß und Information. Da die für den Abend ebenfalls angekündigte Cellistin Markéta Kubinová aus Tschechien zwar gekommen war, bei der Probe am Nachmittag aber krank wurde, übernahm „Mister Red Shoes“ Claus Debusman den musikalischen Part der Veranstaltung kurzerhand komplett.

Schwer gefallen ist dem Vollblutprofi diese kurzfristige Programmänderung nicht: Debusman versteht es ausgezeichnet, die Zuhörer von der ersten Minute an mitzunehmen und in den Bann zu ziehen. Dies gelingt ihm mit bekannten Rock’n‘ Roll und Boogiekompositionen, zudem mit zahlreichen eigenen Stücken, zu denen er in unterschiedlichen Situationen und an unterschiedlichen Orten inspiriert wird.

Einer davon ist das Eismeer von Grönland, in das ihn voriges Jahr eine Schiffsreise geführt hatte, auf der er auch Wolfgang und Gila Kemme kennenlernte. „An der Reling in der Nähe von Freudenstadt“ nennt er deshalb eines der Stücke, bei denen er nicht nur in teils affenartiger Geschwindigkeit in die Tasten greift, um die Stimmung zu vertonen, sondern eben auch singt – zumindest irgendwie. In diesem Stück macht er dies, um Möwen zu imitieren.

Im Wechsel von „wild und mild“

„Und manchmal, wenn ich nicht so gut drauf bin, hört es sich auch an wie abstürzende Brieftauben“, scherzt er. Beim „Tanz im Sturm“ reicht die musikalische Bandbreite ebenfalls von Orkan bis hin zum lauen Lüftchen. Und auch bei Eigenkompositionen wie dem „Ocean in Motion“ zeigt sich das große Talent und die musikalische Flexibilität Debusmans im Wechsel von „wild und mild“.

Dass der exzentrische Jerry Lee Lewis neben Oscar Peterson und Franz Liszt zu Debusmanns ständigen musikalischen Begleitern gehört, verwundert nicht. Debusmann wirkt in seinem knallig petrolfarbenen Anzug mit den roten Schuhen, der wilden Mähne und selbst wie ein sympathischer, aber doch leicht aparter Exzentriker.

Beim Spiel auf dem Klavier wird deshalb schon auch mal der Ellbogen oder gar ein auf die Tasten geschlagenes Tuch eingesetzt, um Töne zu erzeugen. Immer wieder werden von ihm auch die Zuhörer einbezogen, die mit viel Spaß, aber nur mäßigem Sangestalent, bei der Sache sind. Am Ende wird Debusman auch erst entlassen, als er mehrere lautstark geforderte Zugaben gespielt hat. Dass Reisebüroinhaber Wolfgang Kemme eine solche Veranstaltung organisiert, war neu, soll aber nicht einmalig bleiben. „Ich könnte mir das nächste Mal auch eine Lesung mit Musik vorstellen“, betont er, als er die Gäste am Ende verabschiedet. Unter ihnen sind auch der Lebenshilfe-Vorsitzende Hans-Joachim Greschner und Oberbürgermeister Julian Osswald, der zu Beginn ein kurzes Grußwort sprach . Osswald sagt: „Die Lebenshilfe ist jeden einzelnen Euro wert, den man spenden kann.“

Für den informativen Teil des Abends sorgte Renate Radon mit ihrem Vortrag über „Künstliche Intelligenz – machen wir den Menschen überflüssig“ Auch sie, ehemals in Führungsverantwortung bei SAP, Microsoft und weiteren Technologieunternehmen, verstand es sehr gut, die Zuhörer durch ihre Ausführungen, unterschiedliche Fragestellungen und Filmsequenzen zum Thema in den Bann zu ziehen.

Künstliche Intelligenz sei eine der „Basistechnologien“ des 21. Jahrhunderts und habe bereits in vielen Bereiche Einzug gehalten, die Menschen täglich nutzten, sagte sie. Es sei wichtig, sich diese Basistechnologie auch zunutze zu machen und ihr einen Vertrauensvorschuss zu geben.

Besondere Verantwortung

Den Menschen ersetzen könne sie aber nicht. Im Vortrag informierte sie unter anderem über die unterschiedlichen Bereiche, in denen künstliche Intelligenz schon heute genutzt wird.

Die Sprach-und Bilderkennung ist ein solcher Bereich. Abfotografierte Texte, bei denen die Worte mittels künstlicher Intelligenz in Sprache umgewandelt werden, helfen beispielsweise Blinden und Sehbehinderten. „Die eigentliche Behinderung ist dann keine mehr“, fasst Radon den Segen der künstlichen Intelligenz in dem Fall zusammen. Sie stellt weitere Beispiele aus dem Gesundheitsbereich und auch aus dem Bereich des Umweltschutzes vor.

„Wir sind die erste Generation, die mit künstlicher Intelligenz lebt, wir haben deshalb eine besondere Verantwortung“ sagt sie und mahnte. Denn: „Wer künstliche Intelligenz einsetzt, der sollte sich auch über die Konsequenzen im Klaren sein.“

„Mister Red Shoes“ ganz in seinem Element. Bilder: Monika Schwarz

„Mister Red Shoes“ ganz in seinem Element. Bilder: Monika Schwarz

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Erstellt:
11.02.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 07sec
zuletzt aktualisiert: 11.02.2019, 01:00 Uhr

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