Kommentar

Rolle rückwärts

Krisen wirken manchmal reinigend. Oft aber sorgen sie dafür, dass Entwicklungen verlangsamt, wenn nicht gar umgekehrt werden. Das gilt besonders auch für die Rollenverteilung in Familien.

02.03.2021

Von CAROLINE STRANG

Caroline Strang Foto: swp

Caroline Strang Foto: swp

Häufig trug auch vorher schon die Frau die Hauptlast der Aufgaben, die durch Kinder und Haushalt anfallen. Das hat sich in Zeiten der Pandemie nicht gebessert, im Gegenteil. Die Gesellschaft muss aufpassen, dass sie nicht zulässt, dass Frauen zurück an den Herd geschickt werden – und zwar nicht aus freiem Willen, sondern aus Betreuungsnot heraus und wegen der ungleichen Verteilung der Lasten. Diese „Rolle rückwärts“ gilt es zu verhindern.

Eine Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung hat nun ergeben, dass fünf Prozent der Väter aktuell mehr Aufgaben übernehmen. Es zeugt von einem optimistischen Weltbild, daraus ein „Modernisierungspotenzial“ herauslesen zu wollen. Diese Väter treibt die Notwendigkeit. Die Not wiederum bringt mehr Frauen als Männer seit einem knappen Jahr zur Kündigung oder Unterbrechung ihrer Jobs.

Nicht zu vergessen: 75 Prozent der systemrelevanten Jobs werden von Frauen ausgeübt. Die wiederum werden schlechter bezahlt. Es bedarf einer gemeinsamen Anstrengung von Politik und Gesellschaft, von Frauen und Männern, gegen die Ungleichverteilung von Aufgaben und Geld anzugehen.