SMS für Dich

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In dem tragikomischen Regiedebüt von Karoline Herfurth trauert eine Frau per Kurznachrichten um ihren verstorbenen Freund.

12.05.2016

Von Klaus-Peter Eichele

SMS für Dich

Die erste Szene in der ersten Regie-Arbeit von Karoline Herfurth lässt Hoffnung keimen, dass die erfolgreiche Schauspielerin („Fack ju Göhte“) ein Gespür für filmisches Erzählen hat. Ein Unfall, bei dem ein Mann ums Leben kommt, erschließt sich nur aus der Mimik einer jungen Frau, der Verlobten des Opfers, die das schreckliche Geschehen von einem Café aus beobachtet.

Zwei Jahre später hat diese Clara (gespielt von Herfurth selbst) den Verlust noch immer nicht überwunden. An eine neue Beziehung ist nicht zu denken; auch beruflich steht die Kinderbuchautorin auf der Kippe, weil ihr nichts Lustiges mehr einfällt. Schließlich folgt sie dem Rat ihrer Mitbewohnerin (Nora Tschirner), zwecks Trauerarbeit Kurznachrichten an den Verstorbenen zu schicken. Ziemlich zufällig landen diese auf dem Handy des Journalisten Mark (Friedrich Mücke), eines verspulten Romantikers, der gerade in einer unglücklichen Beziehung mit einem Kontrollfreak steckt – und sich prompt in die zunächst noch unbekannte Absenderin verliebt. So nimmt denn eine Romanze ihren Lauf, die nicht hält, was der Anfang verspricht.

Offenbar unter Erfolgsdruck des mitproduzierenden Warner-Studios führt Herfurth den Film schnell auf seichtes Schweighöfer-Terrain mit knatternden Chargen, kalauernden Dialogen und schnulziger Musik. Die an sich berührende Geschichte um Liebe und Trauer in Zeiten des Smartphones kommt gegen diese Aufdringlichkeiten nicht an, tapert vielmehr auf ausgetrampelten Pfaden und vorhersehbaren Umwegen ihrem Happy End entgegen. Typisch für diese Art deutscher Romcom ist das Desinteresse an auch nur halbwegs fundierter Milieuzeichnung: Kann man, wenn erhebliche Teile eines Films in einer Zeitungsredaktion spielen, nicht mal recherchieren, wie es dort zugeht, anstatt sich irgendeinen Quark auszudenken?

Und dann auch noch Katja Riemann als Helene-Fischer-Verschnitt! Schüttel.

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Erstellt:
12.05.2016, 11:28 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 51sec
zuletzt aktualisiert: 12.05.2016, 11:28 Uhr

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Frau Sinngle 29.09.201609:35 Uhr

Ein deutscher Film ohne Schweiger und Töchter! Und auch kein Didi, der mit 90 Marathon läuft oder als Alzheimerkranker spaßige Roadmovies macht. Nie lagen Kritikermeinungen und Usermeinungen so weit auseinander: Meiner Meinung nach ist es einer der besten deutschen Filme der letzten Jahre. Ich mag Karoline Herfurth sehr gerne und halte sie darstellerisch wie menschlich für eine der erfreulichsten Gestalten des deutschen Kinos, daher finde ich es auch interessant, wie eine Regiearbeit von ihr ausfällt; des weiteren find ich auch Nora Tschirner echt Klasse und feiere den Film schon alleine für ihre FIgur ab die als liebenswerte Mitbewohnerin ihrer Freundin mit Herz und Witz zur Seite steht. Ansonsten macht HErfurth hier auch sehr viel richtig: sie macht einen kleinen, gefühlvollen Film der eben einfach nur eine einfache RomCom darstellt, auf diesem genannten Sektor aber alle Ansprüche erfüllt: es ist witzig, aber nie zu albern, wenn es mal traurig wird ist das auch emotional.