Nur an Wochenenden geöffnet

Das Reustener Bergcafé hat wieder auf

Altbewährtes bleibt, Neues kommt hinzu. Nach zwei Jahren Renovierungspause eröffnete die seit 1954 bestehende Reustener Institution am Samstag mit neuen Betreibern. Bewirtet wird zunächst nur an Wochenenden.

28.05.2018

Von Monica Brana

In einer selbst entworfenen Kittelschürze bedient der neue Wirt Daniel Schürer am Eröffnungstag Gäste des Bergcafés. Bild: Franke

In einer selbst entworfenen Kittelschürze bedient der neue Wirt Daniel Schürer am Eröffnungstag Gäste des Bergcafés. Bild: Franke

Den kurzen, aber steilen Anstieg aus dem Ammertal auf den Kirchberg belohnt die 1954 erstmals eröffnete Gaststube im frisch renovierten Gebäude. Mit selbstgemachten Kuchen, deftigen Suppen und anderen Leckereien möchte das neue Team im Bergcafé die körperlichen Bedürfnisse seiner Gäste stillen. Doch sollen der helle Gastraum und der umgestaltete Garten dahinter auch ein Ort für künstlerische Projekte und zum Netzwerken werden. Ganz im Sinne der Gründerwirtinnen Marie und Sophie Haupt pflegen auch deren Großnichte Hanna Hahn und ihre Familie weiterhin einen herzlichen Kontakt zu den Gästen. Am Samstag eröffnete die neue Wirtsfamilie das Lokal.

Hahn betonte den organischen, noch im Wachstum begriffenen Charakter der Gaststätte. Angesichts der traditionsreichen Vergangenheit des Bergcafés zögerte sie, eine bestimmte Richtung oder ein eng gefasstes Selbstverständnis mit der Neueröffnung zu verbinden. „Wir fangen klein an“, sagte die 37-Jährige. Seit etwa einem Jahr lebt ihre fünfköpfige Familie am Kirchberg. Zunächst einmal werde der Betrieb auch durch Verwandte und Freunde gestemmt, möglichst viel werde selbst produziert. Die Kräuter für die Kräuterbutter stammen aus dem Garten, auch im Apfel-Minz-Cocktail ist eigene Minze.

„Der gefällt uns“, sagte Hahn über Charlie van der Merwe, der in der Küche arbeitet. Gemeinsam mit ihrem Mann Daniel Schürer wolle sie es so halten, dass mit der Zeit rund um das Bergcafé ein sich gegenseitig befruchtendes Netzwerk von Gleichgesinnten entsteht. Van der Merwe will Grill-Events ausrichten, die sich von hiesigen Gepflogenheiten unterscheiden. Aus Südafrika bringt er einen speziellen Grill-Stil mit: „Braai“ lautet der entsprechende Begriff auf Afrikaans, erklärte der Koch. Die Grillstelle im Garten soll demnächst entstehen.

An drei Wochenenden hätten sie den Garten hinter dem Haus mit zahlreichen Helfern von Hand umgestaltet und dabei schubkarrenweise Material durch die Gaststube befördert, erzählte Hahn. Obwohl der Buchsbaum vom Zünsler befallen war, habe sie den Rat einer befreundeten Poltringer Landschaftsgärtnerin befolgt und den alten Strauch nicht gefällt. Stattdessen rückten ihre Kinder Fridoline, Valentin und Lovis den gefräßigen Raupen zu Leibe und pflückten die Insekten ab. Neben der Terrasse befindet sich jetzt ein Sandkasten, mehrere Sitzecken laden zum lauschigen Verweilen vor grüner Kulisse ein.

Im Hausflur entsteht zudem eine Wand für Projekte, die befreundete Initiativen nutzen können. Das „Kaufhaus des Kirchbergs“ ist derzeit noch ein blanker Tresen. Bald jedoch wollen zwei Hobby-Näherinnen dort einen Kasten aufbauen und ihre Produkte präsentieren. „Wir sind offen für neue Begegnungen und für neue Projekte im Kreis“, sagte der 53-jährige Schürer.

„Dieser Ort hat eine irdische Schönheit“, schwärmte der neue Wirt, der in Reusten den Kunstverein leitet. Ein kreatives Bildungskonzept namens „Die Schule“ soll sich im Bergcafé etablieren. Interessante Referenten bekämen ein Forum, sie könnten „aus ihrer Welt“ berichten. Das signalisieren auch 25 ausgemusterte Schul-Stühle, die am Samstag auf der Terrasse arrangiert waren.

Von 1954 an leiteten zuerst die Reustener Schwestern Marie und Sophie Haupt das Lokal, das regionale Berühmtheit erlangte und in dem grundsätzlich jedermann willkommen war. Von 2003 bis 2016 war Ioanna Savidu Wirtin, anschließend folgte ein zweijähriger Umbau des Gebäudes.

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Erstellt:
28.05.2018, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 28.05.2018, 01:00 Uhr

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