Handwerk

Säge und Bohrer sind für ihn Künstlerwerkzeuge

Karl Müßigmanns liebster Werkstoff ist das Holz. Daraus zaubert der Göttelfinger gerade in der besinnlichen Zeit erstaunliche Deko-Artikel.

15.12.2016

Von Alexandra Feinler

In seiner Heimwerkstatt fertigt Karl Müßigmann Weihnachtsdeko, Kinderkrippen und Holzkunst für den täglichen Bedarf an.Bild: Feinler

In seiner Heimwerkstatt fertigt Karl Müßigmann Weihnachtsdeko, Kinderkrippen und Holzkunst für den täglichen Bedarf an.Bild: Feinler

Bereits als Zehnjähriger hat Karl Müßigmann aus Göttelfingen mit der Laubsäge aus Holz allerlei gebastelt. In der Vorbereitungszeit auf Weihnachten hat der Rentner Einiges zu tun, denn so mancher sucht noch ein Weihnachtsgeschenk aus Holz.

Aus Rinden ausgesägte Sterne, kleine Krippen für das Jesuskind oder Baumstämme mit vorgebohrten Löchern für Kerzen – allerlei Deko-Artikel finden sich in der Werkstatt von Karl Müßigmann. Seit seiner Kindheit arbeitet er gerne am Holz. Die Weihnachtszeit ist für ihn eine besondere, denn in dieser entdeckte er seine große Leidenschaft.

„Mein Vater hat mir, als ich zehn Jahre alt war, zu Weihnachten eine Laubsäge geschenkt“, erinnert sich der heute 79-Jährige. Mit dieser probierte er gleich aus, was sich alles umsetzen ließ. Da sein Vater Steinmetz war und damit handwerklich begabt, half er seinem Sohn bei den schwierigeren Arbeiten. „Ich war damals schmächtig und deshalb war Steinmetz nichts für mich. Mein Vater hat mich gefragt, ob ich eine Lehre als Wagner machen will und ich hab ,Ja‘ gesagt“, berichtet Karl Müßigmann, wie er zur Wagner-Ausbildung bei Philipp Platz in Eutingen kam. Bereits in kürzester Zeit lernte er dort, wie Rechen repariert werden und wie beispielsweise Hammerstiele entstehen. War Philipp Platz für die damalige Darlehenskasse unterwegs, um den Eutingern das Brennholz zu sägen oder etwas auszuliefern, setzte Karl Müßigmann die Arbeiten eigenständig um. Hammer- oder Axtstile wurden auf Vorrat gefertigt, denkt der Rentner heute zurück.

In der Werkstatt seines Vaters hat er bis heute noch sein Gesellenstück aufbewahrt, eine Speiche eines Wagenrads. Er hält dieses parallel nach vorne und erklärt, dass die Speiche einen leichten Bogen mache. Das sei die Kunst, die nicht jeder hinbekomme. Bis heute fertige er noch mit der Bandsäge solch gebogenes Holz. Sichtbar sei der leichte Bogen auch bei seinen Holz-Kochlöffeln oder –Pfannenwendern. Wenn diese nur gerade rausgesägt wären, würde sich der Nutzer beim Rühren schwerer tun.

Lackiert werden die Unikate aus Göttelfingen nicht. „Die halten lange. Wenn sie mal nicht mehr so gut aussehen, dann schleife ich sie etwas ab und dann kann ich sie wieder verwenden“, erklärt er. Zwei Jahre benutze er den gleichen Kochlöffel. Ansonsten gehe er in die Werkstatt, wo die Bandschleifmaschine in wenigen Minuten die Optik richte. Ebenso bei den Vesper- oder Spätzlebrettle.

Diese Unikate fertigt der gelernte Wagner seit vielen Jahren für die Familie, Freunde und Bekannte an. Als die Idee für den ersten Göttelfinger Weihnachtsmarkt aufkam, riet ihm seine Familie zu Weihnachtsdeko. „Holz hab ich genug“, erklärt Karl Müßigmann, dass er einfach mal ausprobierte, was gut aussehe. So sägte er einen Ast in Scheiben und schnitt einen Stern heraus – ohne diesen vorher aufzuzeichnen. „Da braucht man einfach Augenmaß. Jeder Stern ist anders“, sagt er und zeigt die verschiedenen „Rugele“. Kleine Krippen aus dünnen Ästen bearbeitet er von Hand.

Da er nach seiner Wagner-Lehre nach Hochdorf wechselte, wo er Polstergestelle herstellte und später zum Fensterbau kam, hat er heute noch Verbindungen in den letzteren Bereich. Zu Fensterbauer Wetzel in Rohrdorf pflegt er heute noch Kontakt und bekommt Unterstützung bei der Ausübung seines Hobbys. „Mir macht es Spaß“, erklärt Karl Müßigmann, dass er die Arbeiten nicht mache, um Geld zu verdienen.

Seine Deko kam beim vergangenen Göttelfinger Weihnachtsmarkt gut an und auch die Kinder freuten sich über die liebevoll gemachten Krippen. Für Karl Müßigmann geht dann ein Wunsch in Erfüllung, denn er will den Menschen mit seiner Holzkunst Freude bereiten.

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Erstellt:
15.12.2016, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 15.12.2016, 01:00 Uhr

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