Saiten des Lebens

Saiten des Lebens

Berührendes Drama um ein Streichquartett, das durch die Parkinson-Erkrankung des Cellisten aus dem Takt gerät.

30.04.2013

Von Dorothee Herrmann

Vordergründig geht es im Spielfilmdebüt des Dokumentaristen Yaron Zilberman um eine der anspruchsvollsten musikalischen Gattungen, das Streichquartett. Wie es der weniger verkitschte Originaltitel („A Late Quartet?) andeutet, ist es der Zeitform des Fast-nicht-mehr unterworfen.

Vier Musiker/innen in New York sind damit konfrontiert, dass ihr weltberühmtes Quartett auseinanderzubrechen droht. Wie ein Schock trifft den Cellisten Peter (Oscar-Preisträger Christopher Walken) die Diagnose: Das winzige Zögern, mit dem er hinter dem Spieltempo seiner drei Musikerkollegen zurückbleibt, ist ein erstes Anzeichen seiner Parkinson-Erkrankung. Vielleicht erklärt die jahrzehntelange künstlerische Disziplin Peters überaus gemessene Reaktion: Es ist, als würde sein Blick nur noch klarer, noch unbestechlicher.

Um ihn herum gerät das komplizierte Beziehungsgefüge umso heftiger außer Kontrolle: Robert (Philip Seymour Hoffman), zweite Violine, will dem Primgeiger Daniel endlich den soloistischen Rang bestreiten. Roberts Frau, die Bratschistin Juliette (Catherine Keener), zweifelt, ob das Quartett ohne Peter überhaupt noch eine Zukunft hat und findet sich nach einer beinahe klischeehaft abgedroschenen Szene mit Robert zwischen den Trümmern ihrer Ehe.

Meisterlich ist der Film in seiner Fähigkeit, in alltäglichen Begebenheiten verpasste Gelegenheiten aufzuspüren, Situationen, in denen Menschen einander verfehlen (müssen) ? was den Film auch für Nichtmusiker interessant machen dürfte. Wunderbar beiläufig sind die Figuren immer neuen Inkongruenzen ausgesetzt, Emotionen zur falschen Zeit, die das Gegenüber nur abweisen kann.

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