Freudenstadt · Bäderinfrastruktur

Sauna und Grotten bleiben geschlossen

Das Freudenstädter Panorama-Bad und das Hallenbad in Wittlensweiler öffnen ab Oktober. Die Entscheidung des Gemeinderats am Dienstag war einstimmig.

17.09.2020

Von Dunja Bernhard

Ab Oktober können Freudenstädter und Touristen wieder das Panoramabad samt Rutsche nutzen. Bild: Stadtwerke

Ab Oktober können Freudenstädter und Touristen wieder das Panoramabad samt Rutsche nutzen. Bild: Stadtwerke

Am Dienstag war es der Beschlussvorschlag der Verwaltung, das Panorama-Bad zum 7. Oktober und das Hallenbad in Wittlensweiler ab 19. Oktober zu öffnen. Im Juni hatte Oberbürgermeister Julian Osswald den mit 19 zu 6Stimmen gefassten Beschluss, die beiden Hauptbäder Freudenstadts frühestmöglich zu öffnen, noch mit einem Widerspruch gekippt. Auf dieses erstmalige Veto des OB in seinen zwölf Amtsjahren kam Dr. Wolfgang Tzschupke am Dienstag nochmals zu sprechen: „Ich hätte mir ein früheres Zeitfenster vorstellen können“, sagte er zu der Ankündigung, dass die Bäder erst ab Oktober geöffnet werden können.

Osswald entgegnete harsch: „Es hilft nicht Beschlüsse zu zitieren, die nicht mehr gelten.“ Vor der Sommerpause habe das Gremium beschlossen, nach der Sommerpause neu zu beschließen, welche Bäder nach der Sommersaison geöffnet werden sollen. Jetzt brauche es die Zeit, die Bäder für den Publikumsverkehr vorzubereiten. Bäderbetrieb-Geschäftsführer Tobias Degout erklärte: „Wir wollten die Entscheidung von heute Abend abwarten.“

Derzeit seien 50 Prozent der Mitarbeiter im Urlaub, den sie noch abbauen müssten. Der 7. Oktober sei der früheste Termin, an dem das Panoramabad öffnen könne. Die Grundreinigung der beiden Bäder solle nacheinander durchgeführt werden. Wenn die Mitarbeiter schneller fertig werden, könne das Bad in Wittlensweiler auch einige Tage vor dem 19. Oktober öffnen. Es sollen jetzt aber keine Überstunden aufgebaut werden.

Kein erhöhtes Infektionsrisiko

Als Gründe für eine Öffnung nannte Degout, dass das Infektionsrisiko in Bädern nicht höher sei als anderswo, dass die Bäderinfrastruktur für Bürger, Vereine und Touristen nötig sei und so Mitarbeiter aus der Kurzarbeit geholt werden. Blieben die Bäder geschlossen, drohten Schäden an der Bausubstanz, könnten Kunden abwandern und Schwimmschulen in ihrer Existenz gefährdet werden. „Wir haben im Freibad gesehen, dass es funktioniert. Deshalb können wir jetzt das Hallenbad öffnen.“ Der Vitalbereich und die Sauna werden weiterhin geschlossen bleiben, weil sich dort der geforderte Abstand kaum einhalten ließe oder nur wenige Besucher in den Bereich gelassen werden könnten. Das sei nicht rentabel. Auf die Frage von Günter Braun, ob Saunen generell nicht geöffnet werden, sagte der OB: „Das interessiert mich nicht.“ Es handle sich um eine Einzelfallenentscheidung, die davon abhängt, wie die Sauna aussieht.

Rutschen und Massageduschen sind in Betrieb, solang sich davor keine Ansammlungen bilden.

Für das Panorama-Bad werden, wie schon beim Freibad, die Tickets über das Internet verkauft. Außerdem bietet die Freudenstadt Tourismus Eintrittskarten an. Diese gelten für zwei oder drei Stunden. Für den Einlass kann ein Halbstunden-Zeitfenster gewählt werden. So verteilten sich die Besucher im Eingangsbereich besser als wenn alle zu Beginn eines Slots kämen, sagte Degout. Geldwertkarten und touristische Karten können nicht benutzt werden. Im Eingangsbereich und in den Umkleiden muss eine Mund-und-Nasen-Bedeckung getragen werden. Kinder unter 14 Jahren dürfen nur in Begleitung eines Erwachsenen kommen. Im und ums Becken wird es Einbahnregelungen geben.

Maximal 800 pro Tag

Pro Zeitfenster werden 40 Karten ausgegeben. So können täglich maximal 800 Gäste das Bad nutzen. Es ist vorgesehen, dass nicht mehr als 200 Besucher gleichzeitig im Panoramabad sind. Vereine können ab 20 Uhr das Freudenstädter Hallenbad belegen.

Das Hallenbad Wittlensweiler soll Schwimmenschulen und Vereinen vorbehalten bleiben. Die Freudenstädter Schulen haben den Schwimmunterricht ins zweite Halbjahr verschoben, berichtete Degout. Die Nutzungszeiten der einzelnen Akteure müssten eventuell angepasst werden, damit es in den Umkleiden nicht zu voll werde. Zur Frage von Anita Zirz, ob das Gremium sich gegen eine Öffnung aussprechen könnte, wenn von der Landesregierung Schwimmunterricht an Schulen wieder zugelassen sei, sagte Osswald: „Keiner kann uns verpflichten aufzumachen.“ Dr. Stefan Langrehr betonte: „Ich bin als Kinderarzt sehr froh, dass die Bäder öffnen.“ Sonst werde das Problem verstärkt, dass Kinder nicht schwimmen lernen.

Verlust um 2,2 Millionen Euro höher als geplant

Das Freudenstädter Freibad hatte 2020 an 61 Tagen geöffnet, Es kamen insgesamt gut 8400 Besucher. Bis 12.August sei es gut gelaufen, sagte Tobias Degout. Dann sei es wetterbedingt zum Einbruch der Besucherzahlen gekommen. Die letzten Sonnentage seien nicht mehr genutzt worden. Das anvisierte Gästeaufkommen wurde nicht ganz erreicht. Durch Eintrittskarten nahm das Bad 34000 Euro ein. Degout sprach von einer „erfolgreichen Saison“. Im Freibad habe es keine Coronaerkrankung gegeben. OB Julian Osswald dankte dem Personal ausdrücklich für seinen Einsatz.

Das Freibad schloss mit einem Minus von rund 635000 Euro ab und damit um 136000 Euro schlechter als erwartet. Die Freudenstädter Bäder werden in diesem Jahr wohl ein Defizit von knapp 3,5 Millionen Euro einfahren. Vor Corona war ein Fehlbetrag von rund einer Million Euro vorgesehen gewesen.

Der Personalaufwand ist höher, weil mehr kontrolliert und geputzt werden muss. Dem steht eine sehr begrenzte Anzahl von Besuchern gegenüber.

Axel Reich wollte wissen, ob das coronabedingte Defizit von Land oder Bund ausgeglichen werden. Osswald antwortete mit einem klaren Nein.