Kaftvolles Kolportage-Kino, das die Nerven strapaziert, aber die Intelligenz nicht beleidigt.

Schatten der Vergangenheit

Kaftvolles Kolportage-Kino, das die Nerven strapaziert, aber die Intelligenz nicht beleidigt.

24.11.2015

Von che

Schatten der Vergangenheit

Zwei Geschichten überkreuzen sich: die des aus Deutschland nach Los Angeles emigrierten Komponisten Roman Strauss (Kenneth Branagh), der 1948 wegen Mordes an seiner Frau zum Tode verurteilt wird, und die einer jungen Frau (Emma Thompson), die 40 Jahre später behauptet, eben jene Ermordete zu sein. Des Rätsels Lösung führt in einen traumatischen Abgrund, angereichert mit allen Versatzstücken amerinaischer Populärmythen, die Kenneth Branagh in seinem ersten Hollywood-Film mit ungezügelter Lust am Trivialen ausbreitet.

Da bekanntlich alle guten Filme schon gedreht sind, bastelt der Brite ein Patchwork aus seinen Lieblingsthrillern. Bevorzugtes Opfer ist dabei sein Landsmann Alfred Hitchcock, aus dessen Werken sich Branagh wie ein Arbeiter im Steinbruch bedient. Motive aus "Spellbound", "Rebecca", "Vertigo", aber auch aus Orson Welles' "Citizen Kane" formt er zu einem Sampling-Kunstwerk eigener Art, das in einem als ironische Blutoper inszenierten Showdown sein kongeniales Ende findet.

Das Herummäkeln an dem haarsträubend konstruierten Plot fiele zwar nicht schwer, doch das hieße, sich selbst den Spaß am süßen Schauder zu verderben. "Schatten der Vergangenheit" ist eben aufgemöbelter Hollywood-Kintopp aus Opas Zeiten. Und deshalb brillant.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 34sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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