Schon länger in Betrieb, jetzt auch eröffnet

Die Bauzeit betrug mehr als ein Jahr, die Planung dauerte aber viel länger. Eine Aussicht darauf, wie lange man in Mühringen hatte warten müssen, bis die Durchfahrt des Horber Stadtteils endlich erneuert war, gab Nicolette Kressl.

Die Karlsruher Regierungspräsidentin nahm bei der gestrigen Öffnung der Ortsdurchfahrt Bezug auf das Sprichwort mit den dicken Brettern, die niemand gerne bohrt. Das passt im Falle der Mühringer Ortsdurchfahrt definitiv: Bereits Ende der 1970er-Jahre wurde ein erster Teil der Durchfahrt Horb-Mühringen ausgebaut. Erst in den 1980ern wurde die Planung des noch fehlenden Teils in Angriff genommen, die Genehmigung ließ bis ins folgende Jahrzehnt auf sich warten.

Doch damit nicht genug: Probleme beim Grunderwerb führten dazu, dass das Projekt schließlich komplett zum Erliegen kam. Weitere 20 Jahre zogen ins Land – und in Mühringen tat sich erstmal nichts. Bis die Stadt Horb die für den Teilausbau benötigten Grundstücke endlich erwerben konnte. Als dann die Maßnahme 2016 ausgeschrieben wurde, ging alles ganz schnell. Ende November war es dann so weit, und die ersten Bäume wurden gefällt: Ein erstes Zeichen für den Teilausbau. In Mühringen war man perplex: „Alle schauten mich erstaunt an, weil es dann so plötzlich los ging“, erinnerte sich Ortsvorsteherin Monika Fuhl.

Die dringend sanierungsbedürftige Fahrbahn war nur viereinhalb Meter breit, Gehwege gab es keine. Nachdem das Land und die Stadt Horb zusammen rund 3,44 Millionen Euro investiert hatten, „ist die Ortsdurchfahrt in Mühringen gerichtet“, fand der Horber Oberbürgermeister Peter Rosenberger. Auf die Stadt entfielen 734000 Euro an Kosten, die sich für die Mühringer lohnen sollen. Rosenberger lobte die optimale Lösung in Mühringen, nannte aber auch den Radweg und den Hochwasserschutz im Stadtteil als Projekte für die Zukunft. Mit Regierungspräsidentin Nicolette Kressl wolle er die Gelegenheit nutzen, und auch über diese Themen für Mühringen reden.

Doch am Mittwoch hatte die Ortsdurchfahrt Vorrang: Die Fahrbahndecke wurde erneuert, von der L 395 bis kurz vor Nordstetten, auf einer Länge von knapp vier Kilometern. In der Durchfahrt selbst konnte durch einen Teilausbau eine Streckenbreite von sechs Metern erreicht werden. Auf einer Länge von rund 500 Metern stehen neue Stützmauern. Die finden sich normalerweise an Brücken, in Mühringen dienen die durch Plexiglas verbundenen Mauern aber dem Spritzschutz. Davon sollen vor allem die nahen Wohnhäuser profitieren, denn die Stützmauern sind „unkaputtbar“, wie Projektleiter Rainer Gumz der SÜDWEST PRESSE verriet.

Dass die neue Durchfahrt auch „Lebensqualität birgt“, erklärte Landrat Klaus Rückert. Diese Entwicklung kommt vor allem den jüngsten Bewohnern von Mühringen zu Gute. Bei der Öffnung der Ortsdurchfahrt waren die deshalb auch gleich vor Ort: „Die Kinder sollen sehen und hören, warum es jetzt verkehrstechnisch hier viel sicherer ist“, begründete Martina Steimle, Leiterin des Kindergartens „Schatzkiste“, ihre Entscheidung, an der Öffnung der Durchfahrt teilzunehmen.

Die 14 Kinder, die laut Steimle bereits während der laufenden Arbeiten viel Freude an den Baufahrzeugen gezeigt hatten, bekamen zur Belohnung von Ortsvorsteherin Fuhler einige Süßigkeiten mit auf den Weg zum nahegelegenen Kindergarten, wo der Mittagsschlaf auf sie wartete. Den können sie in Mühringen jetzt optimal genießen: Die Fahrbahn der neuen Ortsdurchfahrt trägt auch zur Geräuschminderung bei.