Sulz / Jugend

Unter wachsamen Augen

Über den Schülern der Grund- und Werkrealschule hängen seit diesem Schuljahr fünf Kameras. Für die Schulleiterin Monika Schneider sind sie das letzte Mittel gegen Vandalismus.

18.12.2019

Von Benjamin Breitmaier

Bild: Benjamin Breitmaier

Bild: Benjamin Breitmaier

Schüler rennen an diesem Dienstagmorgen über den Schulhof der Sulzer
Grund- und Werkrealschule (GWRS). Eilig suchen sie den Weg in ein Klassenzimmer, die Temperatur tanzt um den Gefrierpunkt. Die fünf schwarzen Punkte an der Decke des Eingangsbereichs kümmern keinen von ihnen.

Sie hängen an der Decke, jeweils einige Meter von den Eingängen der Schule entfernt. Durchsichtige Kuppeln, orangengroß, ragen aus matt-weißen Unterbauten. Aus den Kuppeln lugen schwarze Augen. Doch genauso wenig sich die Schüler um die Kameras kümmern, kümmern sich die Kameras um die Schüler. Während der Schulzeit sind sie abgeschaltet. Sie erfüllen ihre Aufgaben nur außerhalb der Schulzeiten, des Nachts, wenn die Schilder mit der Aufschrift „Unbefugte haben keinen Zutritt“ ignoriert werden, wenn Personen mit Sprühdosen anrücken, wenn Unbekannte Brecheisen an Eingangstüren setzen. Die fünf Kameras an der Schule sollen sie auf Film bannen, als Zeugen für die Ermittlungsbehörden.

„Sie waren das letzte Mittel“, betont die Schulleiterin Monika Schneider im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE. Zu oft kam es vor, dass der Hausmeister montags Berge an Müll und leeren Alkoholflaschen wegräumte. Zu oft mussten Grafitti übermalt werden – „auch wenn einige davon wirklich schön waren“, wie Schneider meint. Zu oft wurde in die Schule eingebrochen. Die Entscheidung trafen die Verantwortlichen nicht leichtfertig, auf diese Aussage legt die Schulleiterin wert. „Wir mussten uns auch mit dem Landesbeauftragten für Datenschutz abstimmen“, so Schneider.

Traditionell sind die Deutschen eher skeptisch beim Einsatz von Videoüberwachung. Schnell werden Gedanken an Praktiken wach, wie sie die chinesische Regierung einsetzt. Die Angst vor dem „Big Brother“, sie ist schnell präsent, wenn Kameras installiert werden, um öffentliche Räume aufzuzeichnen.

Doch die Grund- und Werkrealschule Sulz ist kein öffentlicher Raum, sie ist ein geschützter Raum, in dem junge Menschen einen bedeutenden Teil ihrer Zeit verbringen.

Dieser Raum wurde laut Schulleiterin Schneider in den vergangenen Jahren mehrfach angegriffen. „Gestohlen wurde fast nie etwas, aber der Sachschaden war immens“, erinnert sich Schneider. Einmal wurde die Eingangstür aufgehebelt, ein anderes Mal die Fensterscheiben zum Lehrerzimmer eingeschlagen. „Auch die Trinkgelage haben gestört“, ärgert sich die Schulleiterin. Gleichzeitig möchte sie feststellen: „Ich bin kein Fan von Überwachung.“ Die Entscheidung für die fünf
Kameras folgte einem langen
Abwägungsprozess der Verantwortlichen aus Stadtverwaltung und Schule.

Sie freue sich, dass sie bei dem Projekt auch den Rückhalt der Elternvertreter genießt. Bei der technischen Umsetzung wurde nach ihrer Aussage penibel auf Sicherheit geachtet. Das Video-Material kann beispielsweise nur von zwei Personen gleichzeitig eingesehen werden. Ein Teil des Passworts ist in ihrem Besitz, für den anderen Teil ist der Hausmeister verantwortlich. Die Aufnahmen werden nach 72-Stunden überschrieben. Nur so lange haben die Ermittlungsbehörden Zeit, das Material auszuwerten. Die Kameras werden außerdem nur während der unterrichtsfreien Zeit angeschaltet – nachts, am Wochenende, in den Ferien. Schneider: „Es gab schon Situationen, dass Schüler auf mich zukamen, weil sie Sachen verloren haben und mich fragten, ob man auf den Bändern nachschauen könnte, die musste ich enttäuschen.“

Bisher gab es noch keine Vorfälle, die eine Auswertung der Bänder nötig gemacht hätten.
Bisher werden die Bänder laut Schulleiterin nur angeschaut, um die Funktion der Kameras zu überprüfen.

Schneider wisse aber aus den Gesprächen mit befreundeten Schulleitern, dass die Kameras durchaus zur Abschreckung dienen könnten. Wieder betont sie: „Mir wäre es lieber, wir hätten das nicht machen müssen.“ Trotzdem hoffe sie darauf, dass die kleinen Kuppeln mit den schwarzen Augen, ihren Zweck erfüllen.

Jugend Über den Schülern der Grund- und Werkrealschule hängen seit diesem Schuljahr fünf Kameras. Für die Schulleiterin Monika Schneider sind sie das letzte Mittel gegen Vandalismus. Unter wachsamen Augen

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Erstellt:
18.12.2019, 02:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 53sec
zuletzt aktualisiert: 18.12.2019, 02:00 Uhr

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