Kommentar · Schülertickets

Schulbus umsonst und für alle!

12.10.2016

Von Volker Rekittke

Symbolbild: Sommer

Symbolbild: Sommer

TüBus umsonst und für alle! Es ist noch gar nicht lange her, da wurde in Tübingen über diese Forderung von OB Boris Palmer und der Gruppe ZAK3 engagiert diskutiert. Einfach in den Bus einsteigen und losfahren – solch ein „Bürgerticket“ ist eine schöne Vision, sozial und klimafreundlich zugleich. Wenn auch mit Kosten von 9 Millionen Euro im Jahr nicht ganz billig. Die SPD schlug deshalb 2015 vor, beim ÖPNV „Schritt für Schritt vorzugehen“. Eine gute Idee.

Hier ein Vorschlag für Schritt 1: Staffelung und Deckelung der Kosten von Schülertickets; Schritt 2: kostenlose Fahrten zur Schule bis einschließlich Klasse 10 – so wie in Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern längst üblich.

Die Preise für Naldo-Schülermonatskarten sind skandalös hoch: monatlich 42,10 Euro für eine Wabe, davon bleiben 39,60 Euro an den Eltern hängen. Studierende können schon seit Jahren günstig mit dem Studi-Ticket Bus und Bahn nutzen, für die 9000 Beschäftigten des Uniklinikums gibt’s das Jobticket genauso wie demnächst für Daimler-Mitarbeiter. All jene, die auch mit dem Auto in Uni, Klinik und Betrieb fahren könnten, werden vom ÖPNV mit Rabatten umworben. Aus Umwelt- und Gesundheitsgründen ist das ja auch sinnvoll.

Nur Schüler/innen können nicht aufs Auto ausweichen – also werden deren Eltern von Naldo zur Kasse gebeten und mit regelmäßigen „Preisanpassungen“ traktiert. Jetzt schon wieder: Um durchschnittlich 1 Prozent erhöht der Verkehrsverbund seine Preise zum 1. Januar. Bei den Schülermonatskarten werden satte 2,9 Prozent draufgeschlagen.

Schluss damit! Wenn der Kreistag am heutigen Mittwoch über die Kosten der Schülerbeförderung diskutiert, sollte er ein starkes Zeichen setzen – und wenigstens eine zusätzliche Preisstaffel einführen zwischen dem bisherigen Normalpreis und den in Tübingen stark ermäßigten Schülermonatskarten für Kinder aus Familien mit geringem Einkommen. Auch das geplante Kreis-Azubi-Ticket ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber nur ein kleiner. Weitere müssen folgen.

Gegen den Kreis Tübingen läuft derzeit, stellvertretend für alle Landkreise, beim Verwaltungsgericht Sigmaringen die Klage eines Schülers aus Rottenburg. 2017 wird es wohl ein Urteil geben. Der Tübinger und der Rottenburger Gesamtelternbeirat unterstützen diese landesweite Initiative für eine kostenlose Schüler-Beförderung – der sich auch der Schreiber dieser Zeilen und Vater einer auf den Schulbus angewiesenen Tochter angeschlossen hat.

Was in anderen Bundesländern längst erkannt wurde: Mobilität ist auch eine soziale Frage. Und Schülerbeförderungsgebühren können wie ein Schulgeld wirken. Vor allem bei Familien mit geringerem Einkommen und bei mehreren Kindern können teure Monatskarten zum finanziellen Problem werden.

Deshalb muss auch im reichen Baden-Württemberg gelten: Schulbus umsonst und für alle!